Vorwort des Vorstandes
Ukraine-Krieg, die dadurch ausgelöste Energie- und Rohstoffknappheit, Inflation, Zinswende, eine noch nicht überwundene Corona-Pandemie: Das Jahr 2022 war fordernd und von vielen Unwägbarkeiten geprägt. Gleichwohl stellten die deutschen Genossenschaftsbanken in dieser in vielerlei Hinsicht ungewöhnlichen und schwierigen Zeit erneut ihre operative Stärke unter Beweis. Im Kundengeschäft behaupteten sie sich sehr gut und erfahren weiter Zuspruch durch ihre vielen Kunden und Mitglieder. So verzeichneten die Genossenschaftsbanken sowohl im Kreditgeschäft (6,5 Prozent) als auch im Einlagengeschäft (3,4 Prozent) beachtliche Volumenausweitungen.
Das operative Ergebnis wuchs um 12,5 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss legte um 8,2 Prozent zu, der Provisionsüberschuss um 2,1 Prozent. Temporär trübten dieses Ergebnis die rein zinsinduzierten Wertberichtigungen, die im Zuge der sehr rasch herbeigeführten Zinswende zum Jahresende stichtagsbezogen vorgenommen werden mussten und perspektivisch durch Wertaufholungen weitestgehend egalisiert werden. Auch angesichts der seit Jahren hohen Ertragskraft der Genossenschaftsbanken und dadurch kontinuierlich gebildeter Kapitalrücklagen sind diese Effekte gut verkraftbar.
Erwähnung finden muss auch die verlässliche Stabilität der deutschen Genossenschaftsbanken. Diese verfügen mit ihrem Institutssicherungssystem über ein ausgesprochen hohes und bewährtes Schutzniveau und leisten damit seit 90 Jahren einen maßgeblichen Beitrag zur Finanzstabilität. Noch nie ist eine Genossenschaftsbank insolvent geworden oder mussten Einleger entschädigt werden. Das sollte man anerkennen und als stabilisierend wertschätzen, statt es im Rahmen der auf EU-Ebene diskutierten neuen Regelungen zur Abwicklung und Einlagensicherung (CMDI-Review) zu gefährden. Wir setzen uns daher nachdrücklich für eine vollständige Ausnahme von anerkannten Institutssicherungssystemen aus den vorgesehenen Regelungen ein. Jegliche Neuregelung muss sich daran und an ihrer Auswirkung auf die Finanzstabilität messen lassen. Für uns gilt der Beschluss der Eurogruppe vom Juni 2022, demzufolge die Funktionsfähigkeit der Institutssicherungen zu wahren ist.
Auch in diesem Kontext sollte man sich einmal mehr bewusst machen: Die Banken werden mehr denn je gebraucht. Dies gilt insbesondere für die große Aufgabe unserer Zeit: die Transformation der gesamten Gesellschaft hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Die Genossenschaftsbanken in Deutschland sind in der Lage, willens und – aufgrund ihres Selbstverständnisses und ihrer Struktur – geradezu prädestiniert, einen spürbaren Beitrag zur Förderung nachhaltiger Lebensgrundlagen in den Regionen und einer klimafreundlichen Wirtschaft zu leisten. Stabile Rahmenbedingungen und eine Regulierung mit Augenmaß sind dafür unabdingbar.
Der hier vorliegende Bericht über die Geschäftsentwicklung zeigt neben den guten operativen Ergebnissen wie resilient die Genossenschaftsbanken in Deutschland sind. Darauf gilt es aufzubauen, daran gilt es anzuknüpfen, um die Aufgaben von morgen mit Weitsicht, Überzeugung und im Bewusstsein der eigenen Stärken konzertiert und konzentriert anzugehen.
Marija Kolak
Dr. Andreas Martin
Tanja Müller-Ziegler
Daniel Quinten