Schwächeres Wachstum und sehr hohe Inflation

Die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands wurde 2022 spürbar durch die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine belastet. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt stieg gegenüber 2021 um 1,8 Prozent. Damit expandierte die Wirtschaftsleistung deutlich schwächer als 2021 (2,6 Prozent) und dies trotz der auch 2022 noch andauernden Erholung vom Jahr der Corona-Krise 2020. Die allgemeine Teuerung legte kriegsbedingt weiter zu. Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts war die Inflationsrate mit 6,9 Prozent so hoch wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Vorherige amtliche Berechnungen hatten sogar eine noch höhere Inflationsrate von 7,9 Prozent ergeben, die aber dann revidiert wurde. Maßgeblich für die Abwärtskorrektur waren veränderte Konsumgewohnheiten. Sie führten zu einer Verminderung des Energiegewichtungsanteils.

Konjunktur trübte sich zunehmend ein

Zu Beginn des Jahres 2022 expandierte die Wirtschaftsleistung noch kräftig. Grund dafür war vor allem die zunehmende Erholung der kontaktintensiven Dienstleistungsbereiche vom Pandemie-Jahr 2020. Im weiteren Jahresverlauf verschlechterte sich die Konjunktur aber deutlich. Dies mündete in einer Schrumpfung zum Jahresende. Hauptgrund dafür: die wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des Ende Februar einsetzenden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Dies führte zu nochmals steigenden Energie- und Rohstoffpreisen, länger bestehenden Lieferkettenstörungen und enormen Unsicherheiten, nicht zuletzt über die Gasversorgung. Ende August stellte Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland vollständig ein. Gedämpft wurde die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zudem durch den bereits vor dem Kriegsausbruch verbreiteten Arbeitskräftemangel und die Spätfolgen der Corona-Pandemie. Diese zeigten sich unter anderem in zeitweisen Lockdowns in wichtigen Häfen und Metropolen Chinas sowie den streckenweisen hohen Krankenständen in Deutschland.

Gebremster Anstieg der Konsumausgaben

Nach einem 2021 nur geringfügigen Zuwachs von 0,4 Prozent stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte im Verlauf des Jahres 2022 zunächst kräftig. Durch die Rückführung von Infektionsschutzmaßnahmen gaben die Menschen vor allem in den Bereichen Gastgewerbe, Freizeit, Unterhaltung und Kultur mehr aus. Zum Jahresende bremste dann jedoch der Höhenflug der Verbraucherpreise die Kaufkraft der Haushaltseinkommen immer mehr aus. Auf Jahressicht legten die privaten Konsumausgaben dennoch preisbereinigt um deutliche 4,3 Prozent zu. Mit soliden 2,1 Prozentpunkten trugen sie zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum bei. Die Konsumausgaben des Staates stiegen erneut. Befördert wurden sie unter anderem durch das Nachholen verschobener medizinischer Behandlungen und die Mehrausgaben für aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Der Zuwachs des Staatsverbrauchs fiel mit 1,2 Prozent aber schwächer aus als im Vorjahr (3,8 Prozent), da dieser stärker durch pandemiebedingte Sonderausgaben geprägt war.

Stagnierende Investitionen

Die Gemengelage aus enormen Preiserhöhungen, andauernden Personal- und Materialengpässen, eingetrübten Ertragsaussichten, weniger günstiger Finanzierungsbedingungen sowie hohen Unsicherheiten belastete das Investitionsklima. In Fahrzeuge, Maschinen und andere Ausrüstungen wurde angesichts der voranschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Bestrebungen zur Erhöhung der Energieeffizienz zwar mehr investiert. Der preisbereinigte Zuwachs um 3,3 Prozent blieb jedoch etwas hinter dem Anstieg des Vorjahres (3,5 Prozent) zurück. Die Bauinvestitionen gaben um 1,7 Prozent nach. Nahezu unveränderten öffentlichen Investitionen standen hier spürbare Rückgänge im Wohnungs- und Wirtschaftsbau gegenüber. Insgesamt stagnierten die Bruttoanlageinvestitionen, nachdem sie im Vorjahr noch bedeutsam zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum beigetragen hatten.

Negativer Außenbeitrag

Der Außenhandel erholte sich weiter vom pandemiebedingten Konjunktureinbruch des ersten Halbjahres 2020. Die Exporte (2,9 Prozent) und Importe (6,0 Prozent) legten zu, wenngleich weniger dynamisch als im Vorjahr (9,7 Prozent/9,0 Prozent). Dämpfend wirkten die anhaltenden Materialknappheiten in der deutschen Industrie, die aufgrund des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen und die generell schwächere Weltkonjunktur. Da die Importe – preisbereinigte Rechnung – angesichts der höheren inländischen Nachfrage nach Konsumgütern und nach Ausrüstungen erheblich stärker expandierten als die Exporte, verminderte der Außenhandel den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts rechnerisch merklich um 1,2 Prozentpunkte.

Geringeres Defizit der öffentlichen Hand

Die Lage der öffentlichen Finanzen blieb angespannt. Die Ausgaben übertrafen erneut deutlich die Einnahmen. Dies lag unter anderem an verschiedenen Einmalzahlungen zur Abfederung der hohen Energiekosten. Zugleich wurde ihr Anstieg durch den vorübergehend gewährten staatlichen Tankrabatt vermindert. Das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit ging aber gegenüber 2021 auf erhöhtem Niveau zurück. Es sank von 134,3 auf rund 101,3 Milliarden Euro. Die Defizitquote, die den Finanzierungssaldo ins Verhältnis zum kräftig gestiegenen nominalen Bruttoinlandsprodukt setzt, sank von 3,7 Prozent auf 2,6 Prozent. Der Bruttoschuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt dürfte sich von 68,6 Prozent im Vorjahr auf rund 67 Prozent vermindert haben.

Stabiler Arbeitsmarkt

Auch am Arbeitsmarkt setzte sich die Erholung vom Krisenjahr 2020 fort. Die Zahl der amtlich registrierten Arbeitslosen ging weiter zurück. Trotz eines zeitweisen Anstiegs im Zuge der erstmaligen Erfassung ukrainischer Flüchtlinge sank die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt um etwa 200.000 auf rund 2,4 Millionen. Damit sank auch die Arbeitslosenquote nochmals, von 5,7 Prozent 2021 auf 5,3 Prozent. Die Erwerbstätigenzahl erhöhte sich 2022 um knapp 600.000 auf rund 45,6 Millionen Menschen. Sie erreichte damit einen neuen Höchststand.

Höchste Inflationsrate seit 49 Jahren

Die Inflationsrate, gemessen am Verbraucherpreisindex, lag mit 6,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 erheblich über ihrem Vorjahreswert von 3,1 Prozent. Einen noch höheren Anstieg der Preise für die Lebenshaltung hatte es in der Bundesrepublik zuletzt 1973 mit 7,1 Prozent gegeben. Maßgeblich für die enorme Teuerung: die Energie- und Nahrungsmittelpreise. Sie stiegen im Zuge des Ukraine-Kriegs sowie der andauernden Lieferengpässe um außerordentliche 29,7 und 13,4 Prozent. Die Verbraucherpreisdynamik war bereits im Januar mit einer Inflationsrate von 4,2 Prozent sehr kräftig. Sie beschleunigte sich angesichts extremer Import- und Erzeugerpreisanstiege weiter. Im Oktober und November führte sie zu Jahreshöchstständen der Inflationsrate von jeweils 8,8 Prozent. Die Gesamtteuerung wäre allerdings noch höher ausgefallen, wenn der Staat nicht durch Entlastungsmaßnahmen gegengesteuert hätte. Zu nennen sind hier beispielsweise das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt in den Monaten Juni bis August sowie die einmalige Übernahme der Gas- und Wärmerechnungen im Dezember.

Stagnation in der Industrie

Das verarbeitende Gewerbe hatte 2022 mit kriegsbedingt beschleunigten Preissteigerungen, anhaltenden Liefer- und Personalengpässen, einer schwächeren Weltkonjunktur und politischen Unsicherheiten zu kämpfen. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Wirtschaftsbereichs stagnierte mit 0,2 Prozent daher. 2021 hatte sie im Zuge der Erholung vom Corona-Einbruch 2020 noch um kräftige 5,1 Prozent zugelegt. In der Industrie zeigten sich aber teilweise recht unterschiedliche Tendenzen. Dies lässt sich meist durch die verschiedenen Energieintensitäten der einzelnen Branchen erklären. Von den anziehenden Energiepreisen besonders betroffene Wirtschaftszweige verminderten ihre Produktion meist spürbar. Dies trifft etwa auf die Herstellung von chemischen Erzeugnissen (–11,7 Prozent), die Herstellung von Papier, Pappe und Waren daraus (–5,6 Prozent) sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung (–4,6 Prozent) zu. In den beiden für die Gesamtentwicklung sehr wichtigen, aber weniger energieintensiven Wirtschaftsabteilungen Maschinenbau (+0,3 Prozent) und Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen (+3,3 Prozent) kam es hingegen zu Produktionszuwächsen. Insgesamt waren im verarbeitenden Gewerbe im Jahresmittel knapp 7,5 Millionen Erwerbstätige beschäftigt. Das entspricht gegenüber 2021 einem Plus von 0,3 Prozent.

Baugewerbe: Rückläufige Wertschöpfung

2022 verdichteten sich die Hinweise darauf, dass der langjährige Bauboom ausläuft. Wichtige Indikatoren wie der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe und die Baugenehmigungen im Hochbau folgten im Jahresverlauf einem sichtlichen Abwärtstrend. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Baugewerbes sank um deutliche 2,9 Prozent und damit stärker als im Vorjahr (–1,4 Prozent). Hauptgründe für den merklichen Wertschöpfungsrückgang: andauernde Engpässe bei Materialien, Personal und Bauland. Sie führten erneut zu einem kräftigen Anstieg der Baukosten. Auch die generell verschlechterten Finanzierungsbedingungen im Zuge der Zinswende der Europäischen Zentralbank erhöhten die Kosten. Hiervon wurde das Bauhauptgewerbe offenbar etwas deutlicher belastet als das Ausbaugewerbe, denn dies ist stärker mit weniger konjunkturreagiblen Arbeiten im Gebäudebestand betraut. Dies legen zumindest die amtlichen Daten zum baugewerblichen Umsatz nahe. Sie liegen jedoch nicht preisbereinigt, sondern nur in jeweiligen Preisen vor. Demnach erhöhte sich der Umsatz in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum im Ausbaugewerbe um 12,5 Prozent, während er im Bauhauptgewerbe um 11,0 Prozent stieg. Die Erwerbstätigenzahl legte im gesamten Baugewerbe auf Jahressicht nur noch leicht um 0,5 Prozent auf gut 2,6 Millionen Menschen zu.

Preisbereinigtes Wirtschaftswachstum in Deutschland

Veränderung gegenüber Vorjahr
in Prozent
Wachstumsbeiträge
in Prozentpunkten
2022 2021 2022 2021
Konsumausgaben 3,4 1,4 2,4 1,0
– Private Konsumausgaben 4,3 0,4 2,1 0,2
– Konsumausgaben des Staates 1,2 3,8 0,3 0,1
Bruttoanlageinvestitionen 0,4 1,2 0,1 0,3
– Ausrüstungsinvestitionen 3,3 3,5 0,2 0,2
– Bauinvestitionen –1,7 0,0 –0,2 0,0
– Sonstige Anlagen 2,1 1,0 0,1 0,0
Vorratsveränderungen 0,5 0,5
Inländische Verwendung 3,1 1,9 2,9 1,8
Exporte 2,9 9,7 1,4 4,2
Importe 6,0 9,0 –2,5 –3,4
Außenbeitrag –1,2 0,8
Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,8 2,6 1,8 2,6

Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 24.02.2023. Wachstumsbeiträge: Mögliche Differenzen in den Summen ergeben sich durch Rundung der Zahlen.

Konjunktur im Handwerk wird schwächer

Auch im Handwerk schwächte sich die Konjunktur ab. Der vom Zentralverband des Deutschen Handwerks berechnete Geschäftsklimaindikator sank im dritten Quartal auf 97 Punkte, den niedrigsten Stand seit 2005. Zwar lagen die Umsätze der amtlichen Handwerksberichterstattung, die nur in jeweiligen Preisen verfügbar sind, deutlich im Plus: In allen Gewerbezweigen nahmen sie in den ersten drei Quartalen 2022 um kräftige 10,3 Prozent zu. Das Wachstum war jedoch vor allem durch höhere Preise getrieben. Die Ertragslage vieler Betriebe dürfte sich wegen der teilweise drastisch gestiegenen Energie- und Materialkosten, die nur bedingt an die Kunden weitergereicht werden konnten, deutlich verschlechtert haben. Das Umsatzplus fiel bei den Handwerken für den privaten Bedarf (16,8 Prozent) am stärksten aus. Dies steht im Einklang zu den kräftig gestiegenen privaten Konsumausgaben. Überdurchschnittliche Zuwachsraten konnten auch die Bau- und Ausbaugewerke (13,4 Prozent/11,4 Prozent), die Lebensmittelhandwerke (11,5 Prozent) sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (11,4 Prozent) erwirtschaften. In deutlich geringerem Umfang nahm der Umsatz in den Kraftfahrzeug- (5,1 Prozent) und den Gesundheitshandwerken (4,1 Prozent) zu. Dies korrespondierte offenbar mit anhaltenden Engpässen bei Fahrzeugen und Ersatzteilen sowie auch mit der durch staatliche Regulierungen eingeschränkten Überwälzbarkeit der höheren Kosten.

Einzelhandelsumsatz schrumpft

Der starke Anstieg der Verbraucherpreise und die fortbestehenden Lieferkettenprobleme minderten das Wachstum des Einzelhandels im Jahr 2022. Der preisbereinigte Umsatz im Einzelhandel verminderte sich um 0,6 Prozent. 2021 hatte er noch um 0,8 Prozent zugelegt. Anders als in den Jahren 2020 und 2021, die stärker von der Corona-Pandemie und den dadurch erheblich veränderten Konsummustern geprägt waren, nahm der Absatz im Versand- und Interneteinzelhandel nicht weiter zu. Er ging um deutliche 8,5 Prozent zurück. Der Einzelhandel in Verkaufsräumen konnte hingegen von dem Auslaufen der Infektionsschutzmaßnahmen profitieren. Der Umsatz stieg um 1,3 Prozent. Durch die Aufhebung der Beschränkungen wie den Wegfall der allgemeinen Maskenpflicht in Innenräumen nahmen die Verbraucher verstärkt wieder gastronomische Angebote in Anspruch. Dadurch sank der Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel um 4,6 Prozent. Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln erhöhte seinen Absatz hingegen um 2,0 Prozent. Dafür sorgten unter anderem Nachholeffekte im Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhe und Lederwaren (27,0 Prozent) sowie im sonstigen Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (12,9 Prozent), zu dem etwa Waren- und Kaufhäuser gezählt werden.

Preisentwicklung in Deutschland

Erzeugerpreise gewerblicher Produkte:

Verbraucherpreise:

Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel:

Großhandel: Weiteres Umsatzwachstum

Im Kontrast zum Einzelhandel blieb der Großhandel offenbar auf seinem Wachstumskurs. Darauf lassen zumindest die amtlichen Umsatzdaten von Januar bis November schließen. Der preisbereinigte Großhandelsumsatz lag da gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,3 Prozent im Plus. Das Wachstum fiel damit nur wenig schwächer aus als 2021 (2,0 Prozent). Wie bereits im Vorjahr legte der Absatz in den ersten elf Monaten von 2022 im Großhandel mit sonstigen Maschinen, Ausrüstungen und Zubehör (5,8 Prozent) und im Großhandel mit Geräten der Informations- und Kommunikationstechnik (4,8 Prozent) am kräftigsten zu. Das verwundert angesichts des weiteren Anstiegs der Ausrüstungsinvestitionen nicht. Deutlich schwächer entwickelte sich der Großhandel mit landwirtschaftlichen Grundstoffen und lebenden Tieren (–3,0 Prozent) und im sonstigen Großhandel (–1,6 Prozent), der unter anderem den Handel mit Baustoffen und chemischen Erzeugnissen umfasst. In diesen Sparten wurden die Geschäfte durch die insgesamt schwierige Lage im Agrarsektor und im produzierenden Gewerbe belastet.

Dienstleistungssektor ist zentraler Wachstumsmotor

Der Dienstleistungssektor war 2022 der wichtigste Motor des gesamtwirtschaftlichen Wachstums. Seine preisbereinigte Bruttowertschöpfung legte um 2,9 Prozent und damit stärker als im Vorjahr (2,4 Prozent) zu. Innerhalb des Sektors wiesen die Bereiche sonstige Dienstleister (6,1 Prozent) und Handel, Verkehr, Gastgewerbe (4,0 Prozent) die stärksten Zuwächse auf – gestützt durch die weitgehende Rückführung von Infektionsschutzmaßnahmen. Zum Bereich der sonstigen Dienstleister werden etwa Theater- und Konzertveranstalter sowie Vergnügungs- und Themenparks gezählt. Diese mussten während der Hochphase der Pandemie ihre Aktivitäten erheblich einschränken. Kräftig fiel das Wachstum auch bei den Informations- und Kommunikationsdienstleistern (3,5 Prozent) aus: Ihre Geschäfte wurden unter anderem durch neue Lösungen für die Überwachung und Optimierung von Lieferketten angeregt. Etwas schwächer verlief die Wertschöpfungsentwicklung in den Bereichen Unternehmensdienstleister (2,7 Prozent), Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (2,4 Prozent), Finanz- und Versicherungsdienstleister (2,2 Prozent) sowie Grundstücks- und Wohnungswesen (1,1 Prozent). Die Erwerbstätigenzahl erhöhte sich im Dienstleistungsbereich insgesamt um deutliche 1,6 Prozent auf gut 34,3 Millionen Menschen.

Agrarsektor: Schwieriges Jahr

Für die Agrarwirtschaft war 2022 erneut ein sehr schwieriges Jahr. Zwar stiegen die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte allgemein deutlich an, befördert durch eine global knappe Versorgungslage. Den kräftigen Preisanstiegen standen jedoch erheblich höhere Kosten für Energie-, Dünger- und Futtermittel gegenüber. Zudem belasteten zunehmende Personalprobleme und anhaltende Lieferengpässe, von denen fast alle Zulieferbereiche betroffen waren. In der Landwirtschaft verbesserte sich die Ertragslage unterm Strich aber. Angaben des Deutschen Bauernverbandes zufolge stieg das betriebswirtschaftliche Ergebnis je Haupterwerbsbetrieb im Wirtschaftsjahr 2021/22 gegenüber dem Vorjahr um 26.200 auf 79.700 Euro. Damit wurde der Rückgang im Wirtschaftsjahr 2020/21 mehr als ausgeglichen. Besonders stark fiel der Gewinnzuwachs bei den Ackerbau- und Milchviehbetrieben aus. Im gesamten Agrarsektor, der neben der Landwirtschaft die Forstwirtschaft und die Fischerei umfasst, verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage auf Jahressicht jedoch merklich. Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung des Sektors verminderte sich um 4,6 Prozent, begleitet von einem weiteren Rückgang der Erwerbstätigenzahl um 1,1 Prozent auf knapp 560.000 Personen.