Personalbericht und Nachhaltigkeit

Personalbericht

Die Genossenschaftsbanken stehen durch tiefgreifende Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Finanzwirtschaft vor großen Herausforderungen. Treiber wie Demografie und verändertes Kundenverhalten, neue Technologien und regulatorische Anforderungen wirken auf die Genossenschaftsbanken und verstärken die Notwendigkeit der digitale Transformation. In diesem Prozess werden die Genossenschaftsbanken durch umfassende Angebote und Leistungen der genossenschaftlichen Verbände, Akademien und Dienstleister für die Transformation unterstützt, zum Beispiel durch Seminare, IT-Anwendungen der genossenschaftlichen Rechenzentrale Fiducia & GAD IT sowie digitale Lösungen der Verbundinstitute.

Voraussetzung für die digitale Transformation in den Genossenschaftsbanken ist ein grundlegender Kulturwandel in den einzelnen Häusern, der mit der bereits begonnenen Umsetzung technischer Neuerungen einhergeht. Dieser Kulturwandel setzt bei der breiten Nutzung digitaler Medien und Tools an, umfasst die interne Kommunikation und erfordert einen neuen Führungsansatz sowie eine vermehrte Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort. Der kompetente Umgang mit digitalen Anwendungen und Tools von Mitarbeitern und Führungskräften, ein offenes Wahrnehmen der Chancen der digitalen Transformation sowie eine ebenso dazugehörende reflektierte Risikokultur sind dabei entscheidend für das genossenschaftliche Banking der Zukunft.

Die Anforderungen aus der digitalen Transformation wirken auch auf den Ausbildungsberuf Bankkaufmann/-frau. Aktuell macht die Ausbildung zum/zur Bankkaufmann/-frau rund 87 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse in den Genossenschaftsbanken aus. Mit Blick auf den digitalen Wandel rücken zunehmend auch andere Berufsbilder in den Fokus der Personalplanung. Dazu zählen beispielsweise Kaufleute für Dialogmarketing und IT-Kaufleute und der bereits im August 2018 gestartete neue Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für E-Commerce. Neben der klassischen Ausbildung spielt auch das duale Studium eine wichtige Rolle, etwa jeder neunte Auszubildende verknüpft die betriebliche Ausbildung mit einem Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie.

Ein wichtiger Zukunftsfaktor ist die Fähigkeit der einzelnen Genossenschaftsbank, qualifizierte Nachwuchskräfte zu rekrutieren und zu binden. Als die Ausbildungsinitiative „next“ vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde, standen schon damals viele Genossenschaftsbanken vor der Herausforderung, junge Leute für eine Ausbildung oder ein duales Studium in der Bank zu gewinnen. Diese Herausforderung bestimmt auch heute maßgeblich die Recruiting-Aktivitäten – und wird auch in den nächsten Jahren fortbestehen. Umso wichtiger ist es, gerade heute als attraktiver Ausbilder und Arbeitgeber präsent zu sein. Auch 2019 spielten bei der Kommunikation die Social-Media-Kanäle von next eine entscheidende Rolle: Über Instagram, den next-Blog wirsindnext.de, Facebook und Youtube kann so ein Blick hinter den Schalter der Bank geworfen werden. Unter dem Hashtag #wirsindnext zeigt die Azubi-Gemeinschaft nun ihre Diversität, in dem Azubiblogger aus ganz Deutschland sich aktiv einbringen.

Die Beliebtheit der Volksbanken und Raiffeisenbanken als Ausbilder und Arbeitgeber bestätigte zum 14. Mal in Folge das Gütesiegel „Attraktivste Arbeitgeber für Schüler 2019/20“ des trendence Institutes.

Auch wenn die Ausbildung zum/zur Bankkaufmann/-frau als Einstiegsqualifikation ihren hohen Stellenwert behält, so werden auch hier langsam Veränderungen sichtbar. Die Ausbildungsquote in den Genossenschaftsbanken bleibt zwar im Vergleich zu anderen Branchen zum Ende des Jahres mit 6,3 Prozent unverändert zum Vorjahr (siehe Grafik "Ausbildungsquote") auf hohem Niveau. Der Personalumbau zeigt sich jedoch auch in der Zahl der Beschäftigten. Im Berichtsjahr sank die Zahl Mitarbeiter in der genossenschaftlichen FinanzGruppe leicht von 176.583 auf 174.314 (Grafik "Zahl der Mitarbeiter").

Die langjährige Betriebszugehörigkeit ist ein Indiz für die Loyalität und Verbundenheit der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen. Bei den Genossenschaftsbanken waren zum Jahresende 2019 etwa 71 Prozent der Mitarbeiter mehr als 10 Jahre im Betrieb beschäftigt und 35 Prozent sogar mehr als 25 Jahre (Grafik "Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter"). Auch für Absolventen bleiben die Genossenschaftsbanken attraktive Arbeitgeber, was sich in einer nahezu konstanten Akademikerquote von 8,3 Prozent (siehe Grafik "Akademikerquote") im Berichtsjahr bestätigt widerspiegelt.

Zahl der Mitarbeiter*


* Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.

Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Ausbildungsquote*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Akademikerquote*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Nachhaltigkeitsbericht

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln. Eine der meistgebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes ist die Definition der Vereinten Nationen von 1987. In dieser heißt es sinngemäß: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“ Die so beschriebene Generationengerechtigkeit hängt maßgeblich davon ab, dass unser Wirtschaften auch sozialökonomischen und ökologischen Aspekten Rechnung trägt. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich ambitionierte Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) und zur Lösung der Klimakrise (Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad) gesetzt. Diese erfordern schnelles, konsequentes und aufeinander abgestimmtes Handeln aller Akteure auf allen Ebenen. Insbesondere die Finanzdienstleistungsbranche nimmt hier als Intermediär eine wichtige Mittler- und Gestaltungsrolle ein. Auch die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken fördert eine nachhaltige Entwicklung. Dies gilt sowohl in ökonomischer, sozialer als auch ökologischer Hinsicht.

Eigentümer: Gemeinsam mehr erreichen

Das Identitätsprinzip unterscheidet die Genossenschaft von allen anderen Unternehmensrechtsformen. Die Mitglieder einer Genossenschaft und somit auch aller Genossenschaftsbanken sind zugleich ihre Eigentümer und Kunden. Mehr als die Hälfte der Kunden haben sich dabei für eine Mitgliedschaft entschieden. Rund 18,6 Millionen Mitglieder von Genossenschaftsbanken gibt es deutschlandweit. Mit dem genossenschaftlichen Förderauftrag ist eine kooperative Zusammenarbeit festgelegt und die strategische Ausrichtung sowie ihre wirtschaftsethische Bestimmung definiert: Nach § 1 des Genossenschaftsgesetzes ist der Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg der Mitglieder ausgerichtet. Dieser wiederum hängt auch davon ab, dass Nachhaltigkeitsrisiken vermieden und -chancen ergriffen werden. Aus den genossenschaftlichen Prinzipien Partnerschaftlichkeit, Selbstverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe ergibt sich der Auftrag der Genossenschaften und Genossenschaftsbanken, ihre Mitglieder bei nachhaltigen Transformationsprozessen zu unterstützen.

Die genossenschaftliche Meinungsbildung mit der jährlichen General- oder Vertreterversammlung und den Aufsichtsräten der einzelnen Genossenschaftsbanken, die überwiegend aus regionalen Unternehmern und Persönlichkeiten bestehen, sichert auch die regionale Kontrolle der einzelnen Bank. Sie bietet demokratische Teilhabemöglichkeiten und fördert den gesellschaftlichen Dialog zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen. Zugleich lernen die Kreditgenossenschaften als Kooperationspartner von ihren genossenschaftlichen Organen und nehmen unternehmerische Innovationen und sich ändernde Bedürfnisse – auch mit Blick auf aktuelle Nachhaltigkeitsherausforderungen – auf, um ihr Geschäftsmodell marktkonform und betriebswirtschaftlich effizient für die Zukunft auszurichten.

Regionale Verantwortung

Mit ihrem Förderauftrag richten Genossenschaftsbanken ihren Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg ihrer Mitglieder und Kunden aus. Eine verantwortungsvolle Geschäftspolitik mit einer stark ausgeprägten Gemeinwohlorientierung ist somit integraler Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Seit über 170 Jahren unterstützen, fördern und betreuen sie die Menschen und Unternehmen vor Ort mit Finanzdienstleistungen und erfüllen ihre dienende Rolle für die Realwirtschaft durch eine verantwortungsvolle Kreditvergabe. Sie handeln und wirtschaften nach der Prämisse der Gegenseitigkeit: Jede Genossenschaftsbank gehört ihren Mitgliedern, die von der Stärke und Solidarität einer leistungsfähigen Gemeinschaft profitieren. Kreditgenossenschaften handeln nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Sie geben ihre wirtschaftlichen Erfolge an die Region zurück, in der sie tätig sind. Sie gestalten die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung vor Ort aktiv mit. Sie bauen ihre genossenschaftliche Netzwerkstruktur durch Spenden, Sponsorings und das persönliche ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter aus. Mit dem Förderauftrag ist gleichzeitig der nachhaltige Wertschöpfungsprozess als Kern ihres täglichen Geschäfts definiert. Aus der Verzahnung von Wirtschaftlichkeit und unternehmerischer Verantwortung wächst ihre regionale Stärke, die sie in einem dynamischen Prozess kontinuierlich ausbauen.

Die genossenschaftlichen Stärken der Kundennähe und Regionalität sind in herausfordernden Zeiten der digitalen Transformation und des gesellschaftlichen Wandels gefragt. Im Dialog und zum Nutzen ihrer Mitglieder entwickeln die Genossenschaftsbanken ihr wertefundiertes Geschäftsmodell zukunftsorientiert weiter.

Systematische Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren in das Management der Genossenschaftsbanken

Nicht nur aus regulatorischen Gründen geht die Entwicklung dahin, dass die Mitgliedsinstitute der genossenschaftlichen FinanzGruppe Nachhaltigkeitsfaktoren noch stärker in ihre Managementprozesse integrieren. So stehen nicht nur mögliche Nachhaltigkeitsrisiken mit möglicher Auswirkung auf die Ertragslage im Fokus, sondern auch Nachhaltigkeitsauswirkungen, die vom eigenen Geschäftsbetrieb und dem Investitionsverhalten der Bank ausgehen. Diese komplexe Thematik erfordert große Transformationsanstrengungen aufseiten der Banken. Der BVR und die Verbundunternehmen stellen den Genossenschaftsbanken verstärkt Unterstützungsleistungen dafür bereit. So ist etwa im Dezember 2019 ein verbundübergreifendes Projekt zu diesem Thema gestartet.

Genossenschaftsbanken nutzen Marktchancen durch Anbieten von Nachhaltigkeitsprodukten

In der genossenschaftlichen FinanzGruppe etabliert sich ein zunehmendes Angebot an Nachhaltigkeitsprodukten, das von den Genossenschaftsbanken vertrieben wird. Neben nachhaltigen Wertpapierprodukten (etwa die Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment oder der GLS Gemeinschaftsbank eG) sind auch Kreditprodukte (etwa die Nachhaltigkeitsdarlehen der Münchener Hypothekenbank eG) verfügbar.

Gesellschaftliches Engagement

Der BVR ermittelt unter allen Mitgliedsinstituten Jahr für Jahr die bundesweiten Engagementzahlen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Dadurch wird der enorm breite und vielseitige Einsatz in den Regionen zu einer bundesweiten Größe und die besondere Leistung der Genossenschaftsbanken wird für die Gesellschaft konkret erfahrbar (Engagementberichte der Volksbanken und Raiffeisenbanken). Auch die Unternehmen der DZ BANK Gruppe haben verschiedene Produkte, Konzepte und Prozesse etabliert, die ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien folgen.

Die jüngsten Zahlen für das Jahr 2019 zeigen: Das gesellschaftliche Engagement der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken wächst stetig. Insgesamt 158 Millionen Euro ließen die Kreditgenossenschaften und ihre Spezialinstitute den Menschen in Deutschland an finanziellen Zuwendungen zukommen. 106 Millionen Euro wurden durch Volksbanken, Raiffeisenbanken und andere Genossenschaftsbanken gespendet. 40 Millionen Euro kamen durch Sponsoring den Menschen vor Ort zugute, 12 Millionen Euro durch Stiftungserträge. Diese positive Entwicklung des Engagements, nicht nur im Jahr 2019, sondern auch in den Jahren davor, geht einher mit den guten Geschäftszahlen der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dies zeigt: Letztere erfüllen keinen Selbstzweck, sondern münden auch direkt in einen größeren Einsatz für die Belange vor Ort.

345,7 Millionen Euro beträgt überdies das Stiftungsengagement der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken im Jahr 2019. Seit Jahren wächst dieser Betrag stetig an. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 lag dieser Wert noch bei 125 Millionen Euro. Analog zur nachhaltigen und auf Langfristigkeit setzenden Geschäftsphilosophie der 841 Genossenschaftsbanken stellt der Einsatz für das Stiftungswesen eine sehr dauerhafte Förderung regionaler Anliegen dar.