Finanzmärkte
Nach einem schwachen Jahresabschluss 2018 starteten die Märkte pessimistisch in das Jahr 2019. Der Handelskrieg zwischen den USA und China setzte sich fort. Überdies rückte Europa stärker in den Fokus der Trump-Administration. Auch spitzte sich der Konflikt zwischen dem Iran und den USA im Laufe des Jahres weiter zu. Ergänzt wurden diese Unsicherheitsfaktoren durch den mehrfach verschobenen Brexit. Erst im Dezember wurde eine Einigung mit der EU auf einen Austritt Ende Januar 2020 erzielt. Diese geopolitischen Störfaktoren, insbesondere aber die Handelskonflikte, führten schon Anfang 2019 zu Rissen im Bild des langjährigen konjunkturellen Aufschwungs – in Europa, den USA, weltweit. Zunächst reagierten die Märkte bei einzelnen Meldungen risikoavers. Im Laufe des Jahres wurden die Ausschläge jedoch geringer. Hierfür waren vor allem die Notenbanken verantwortlich.Sie reagierten im Laufe des Jahres auf die Eintrübung der Konjunktur mit einem deutlich expansiveren geldpolitischen Kurs.
EZB lockert Geldpolitik
Die europäische Geldpolitik schwenkte durch die Abschwächung der Konjunktur 2019 auf einen deutlich expansiveren Kurs ein. Die an den Finanzmärkten noch zu Jahresbeginn vorherrschende Erwartung einer Zinswende löste sich in den ersten Monaten des Jahres auf. Der geldpolitische Kurswechsel der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde im März von ihrem Präsidenten Mario Draghi eingeläutet. Draghi kündigte ein neues Programm zur Förderung der Kreditvergabe der Banken (TLTRO) für September 2019 an. Diese Maßnahme wurde dann durch eine Senkung des Einlagezinssatzes, den Banken auf überschüssige Gelder bei der EZB entrichten müssen, von –0,4 auf –0,5 Prozent ergänzt. Die dadurch steigenden finanziellen Belastungen der Banken wurden durch die Einführung von Freibeträgen (Tiering) vermindert. Zudem beschloss die EZB einen erneuten Start von Anleihekäufen im Volumen von 20 Milliarden Euro monatlich ab November 2019.
Im November 2019 kam es zum Amtswechsel an der Spitze der EZB. Die neue Präsidentin, Christine Lagarde, ließ keine Bereitschaft zu einem Wechsel des geldpolitischen Kurses erkennen. Für den Beginn ihrer Amtszeit kündigte sie eine Überarbeitung der geldpolitischen Strategie der EZB an.
US-Geldpolitik leitet Zinswende ein
Da die US-amerikanische Zentralbank Fed noch mit einer tendenziell steigenden Inflation rechnete, waren Anfang 2019 die Zinserwartungen in den USA noch positiv. Bis zur Jahresmitte änderte sich jedoch das Bild. Zunächst wechselte die Fed zu einem neutralen Zinsausblick. Zwar bewegten sich Wachstum, Inflation und auch der Arbeitsmarkt annähernd im Zielbild der Fed, allerdings erhöhten sich die konjunkturellen Risiken merklich. Zudem sah sich die US-Notenbank auch der Kritik des US-Präsidenten, Donald Trump, ausgesetzt. Trump forderte eine deutliche Senkung der Leitzinsen. Den Kurswechsel hin zu niedrigeren Leitzinsen vollzog die Fed in der zweiten Jahreshälfte. Insgesamt senkte die US-Notenbank ihren Leitzins, das Zielband für den Tagesgeldsatz, im Juli, September und Oktober jeweils um 25 Basispunkte auf das Niveau von 1,75 bis 2,00 Prozent. An den Finanzmärkten herrschte zum Jahresende die Erwartung, dass die US-Notenbank zunächst auf weitere Zinssenkungen verzichten werde und den Leitzins nur bei einer deutlichen Veränderung der Datenlage erneut verändern werde.