Geschäftsentwicklung 2021

Trotz Corona: Wachstum im Kundengeschäft bleibt hoch

Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland stand auch 2021 im Zeichen der Corona-Pandemie. Insgesamt erholte sich die deutsche Wirtschaft aber weiter von dem Konjunktureinbruch des ersten Halbjahres 2020.

Mit dem wirtschaftlichen Erholungskurs legten die 772 Volksbanken und Raiffeisenbanken, PSD Banken, Sparda-Banken sowie die sonstigen Genossenschaftsbanken 2021 kräftig in allen Bereichen zu. Die bilanziellen Kundenforderungen der Genossenschaftsbanken stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 46 Milliarden Euro (6,9 Prozent) auf 710 Milliarden Euro. Auch die Kundeneinlagen legten deutlich um 43 Milliarden Euro (5,4 Prozent) auf 833 Milliarden Euro zu. Die addierte Bilanzsumme aller Genossenschaftsbanken stieg um 6,5 Prozent auf 1.145 Milliarden Euro. Darüber hinaus erwirtschafteten die Genossenschaftsbanken einen Jahresüberschuss vor Steuern von 7,7 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs um 20,4 Prozent. Die Cost-Income-Ratio (CIR) im engeren Sinne erreichte 66,5 Prozent. 2020 lag sie bei 68,7 Prozent.

Langfristige Kredite besonders stark gefragt

Die insbesondere für die Liquidität von Unternehmen und Gewerbekunden sowie die weitere konjunkturelle Erholung dringend benötigte Kreditvergabe in Deutschland verlief auch im zweiten Pandemiejahr erfreulich. Die Kreditdaten der Genossenschaftsbanken zeigen: Die Kreditvergabe blieb seit dem Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 stabil auf einem hohen Niveau. Der Zuwachs im Kreditgeschäft der Genossenschaftsbanken erreichte mit 6,9 Prozent eine neue Rekordmarke (+46 Milliarden Euro). Insgesamt gaben die Genossenschaftsbanken per Ende 2021 Kredite in Höhe von 710 Milliarden Euro heraus. Die Genossenschaftsbanken erwiesen sich damit auch in schwierigen Zeiten als zuverlässige Partner.

Größere Verschiebungen und Veränderungen durch die Corona-Pandemie lassen sich im Kreditgeschäft der Genossenschaftsbanken zum Ende des vierten Quartals 2021 feststellen: Die kurzfristigen Kredite gingen deutlich zurück, während Kredite mit langfristigen Laufzeiten erheblich zunahmen. Die kurzfristigen Forderungen nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent (3 Milliarden Euro) auf 30 Milliarden Euro ab. Die langfristigen Forderungen wuchsen um 8,2 Prozent (48 Milliarden Euro) auf 639 Milliarden Euro. Bemerkenswert: Neun Zehntel der Ausleihungen haben eine langfristige Ursprungslaufzeit von über fünf Jahren. Die mittelfristigen Forderungen – ihr Anteil beträgt gut 6 Prozent der Ausleihungen – legten um nur 0,4 Prozent auf 41 Milliarden Euro zu.

Sichtguthaben deutlich im Plus – Nachfrage nach Anlageprodukten verhalten

Die Kundeneinlagen wuchsen in den vergangenen Jahren kräftig. Die ausgeprägte Liquiditätspräferenz der Kunden wegen der andauernden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der im Vergleich zu 2020 gestiegene Konsum – im Zuge der schrittweisen Lockerungen von Infektionsschutzmaßnahmen – milderten den Einlagenzustrom. Die Sparquote liegt derzeit deutlich über dem Niveau vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Genossenschaftsbanken steigerten ihre Kundeneinlagen seit Dezember 2020 um 43 Milliarden Euro (5,4 Prozent) auf 833 Milliarden Euro.

Treiber dieses starken Zuwachses waren die täglich fälligen Verbindlichkeiten. Diese stiegen um 45 Milliarden Euro (8,0 Prozent) auf 606 Milliarden Euro. 73 Prozent der Kundeneinlagen der Kreditgenossenschaften sind kurzfristige Sichteinlagen. Ein Grund für die weitere Verkürzung der Fristigkeiten von Kundeneinlagen besteht darin, dass Kunden nicht bereit sind, langfristige Zinsbindungen im Einlagenbereich einzugehen. Die EZB setzte ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs im Jahr 2021 fort. Die extreme Niedrigzinsphase dürfte mit der Einleitung einer Zinswende durch die EZB in absehbarer Zeit beendet werden. Es ist mit einer Abkehr dieses Anlagetrends der Kunden zu rechnen. Der Termineinlagenbestand der Institute stieg per Ende 2021 um 1 Milliarde Euro (2,4 Prozent) auf 42 Milliarden Euro. Die Spareinlagen sanken um 3 Milliarden Euro auf 181 Milliarden Euro (1,6 Prozent). Der Bestand an Sparbriefen sank um 3,4 Prozent auf 4 Milliarden Euro.

Bilanzsumme: Über 1 Billion Euro

Die (aggregierte/addierte) Bilanzsumme aller Genossenschaftsbanken erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,5 Prozent auf 1.145 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Bilanzsumme pro Institut liegt derzeit bei gut 1,5 Milliarden Euro.

Eigenkapital: Deutliches Plus

Die Genossenschaftsbanken konnten im Jahr 2021 ihr bilanzielles Eigenkapital um deutliche 4,7 Prozent auf 59 Milliarden Euro steigern. Die Rücklagen legten um 3,1 Prozent auf 44 Milliarden Euro zu. Die Geschäftsguthaben (gezeichnetes Kapital) wuchsen um 9,6 Prozent auf 15 Milliarden Euro. Mit dieser Eigenkapitalausstattung verfügen die Genossenschaftsbanken über ausreichende Wachstumsspielräume, um sowohl den Kreditwünschen der Privat- als auch der Firmenkunden künftig gerecht zu werden.

772 Genossenschaftsbanken

Der Konsolidierungsprozess unter den Instituten setzte sich gegenüber den Vorjahren leicht beschleunigt fort. Die Zahl der selbstständigen Genossenschaftsbanken lag Ende 2021 bei 772 Banken. Sie sank fusionsbedingt um 42 Institute (5,2 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Fast jede zehnte Bank betrieb neben dem Bankgeschäft auch das Warengeschäft. Im zurückliegenden Geschäftsjahr nahm die Zahl dieser Banken auf 67 Institute ab.

Zweigstellen: 7.302; Bankstellen: 8.074

Die Corona-Pandemie wirkte sich weiter einschneidend auf die Kundennutzung von Filialen aus. Kunden und Mitglieder gingen seltener persönlich in die Zweigstellen. Sie setzten stattdessen immer mehr auf die digitalen Angebote und Services. Digital-persönliches Banking im KundenServiceCenter wurde als Zugangsweg verstärkt genutzt. Die Kundenkontakte in der Filiale verminderten sich dadurch deutlich. Dies verläuft parallel zu einem grundlegenden Strukturwandel bei den personenbesetzten Zweigstellen: Die Zahl der Zweigstellen sank um 450 auf nun 7.302 Zweigstellen. Das ist ein Rückgang um 5,8 Prozent. Die Zahl der Bankstellen – Hauptstellen plus personenbesetzte Zweigstellen – sank um 492 (5,7 Prozent) auf 8.074 Bankstellen. Gleichzeitig wurden Kernfunktionen der Zweigstellen/Filialen – wie bediente Servicefunktion und Beratungsfunktion – in Filialen gestärkt. Schließlich stieg die Zahl größerer Filialen mit mehr als drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

18,2 Millionen Mitglieder

Aktuell beträgt die Zahl der Mitglieder 18,2 Millionen. Im Vorjahr lag sie bei 18,4 Millionen. Das ist ein Rückgang um 243.000 (1,3 Prozent). Jede fünfte Bewohnerin beziehungsweise jeder fünfte Bewohner in Deutschland ist damit Mitglied einer Genossenschaftsbank. Um die Eigenkapitalbasis weiter zu stärken, haben die Institute teilweise begonnen, die Beteiligungsmöglichkeit der Mitglieder durch Zeichnung zusätzlicher Geschäftsanteile zu erweitern.

Wende beim Zinsüberschuss

Im Zinsüberschuss der Genossenschaftsbanken erfolgte im Jahr 2021 eine Wende: Trotz des weiterhin niedrigen Zinsumfelds stieg er um 3,0 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro. Diese positive Entwicklung speiste sich aus einer Reduktion der Zinsaufwendungen. Diese sanken mit 24,7 Prozent deutlich stärker als die Zinserträge. Mit einem Anteil von 73 Prozent blieb der Zinsüberschuss die wichtigste operative Ertragsquelle der Genossenschaftsbanken. Während der Zinsüberschuss stieg, reduzierte sich die Zinsspanne auf 1,49 Prozent (2020: 1,56 Prozent). Diese Entwicklung ist vor allem auf die starke Ausdehnung der durchschnittlichen Bilanzsumme zurückzuführen.

Provisionsüberschuss stabil gewachsen

Der Provisionsüberschuss stieg um 5,7 Prozent auf 6,0 Milliarden Euro (2020: 5,7 Milliarden Euro). In Relation zur durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) sank die Provisionsspanne von 0,55 Prozent 2020 auf 0,54 Prozent im Jahr 2021. Haupterlösquellen waren der Zahlungsverkehr und das Vermittlungsgeschäft mit den Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Die Provisionserträge der Genossenschaftsbanken aus dem Verbundgeschäft stiegen 2021 um 15,6 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Das außerbilanzielle Kundenvolumen der Genossenschaftsbanken konnte um 14,2 Prozent auf 588 Milliarden Euro gesteigert werden. Dabei verbesserte sich das außerbilanzielle Kundenkreditvolumen um 6,5 Prozent auf 115 Milliarden Euro. Die außerbilanziellen Kundenanlagen erhöhten sich stark um 16,3 Prozent auf 473 Milliarden Euro.

Moderate Kostenentwicklung

Die allgemeinen Verwaltungsaufwendungen der Genossenschaftsbanken stiegen um 0,4 Prozent auf 15,0 Milliarden Euro. Dabei blieb der Personalaufwand mit 8,5 Milliarden Euro unverändert. Im Jahr 2021 beschäftigten die Genossenschaftsbanken 135.650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies sind 1,8 Prozent weniger als 2020. Damit bleibt der Rückgang auf niedrigem Niveau stabil. Die anderen Verwaltungsaufwendungen stiegen um 1,0 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro.

Steigerung des Betriebsergebnisses

Als Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit erhöhte sich das Teilbetriebsergebnis im Jahr 2021 um 11,0 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. Die Teilergebnisspanne stieg von 0,66 Prozent der DBS im Vorjahr auf 0,68 Prozent. Inklusive des Saldos der sonstigen betrieblichen Erträge und Aufwendungen sowie des Ergebnisses aus dem Warengeschäft erreichte das Betriebsergebnis vor Bewertung 8,2 Milliarden Euro – ein Plus von 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch das Bewertungsergebnis der Genossenschaftsbanken 2021 erholte sich im Vergleich zu 2020. Es erreichte insgesamt (minus) 333 Millionen Euro.

Jahresüberschuss stark erhöht

Das Betriebsergebnis nach Bewertung der Genossenschaftsbanken stieg um 20,2 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss vor Steuern verbesserte sich auf 7,7 Milliarden Euro. Die Steuern betrugen 2,2 Milliarden Euro. Dem Fonds für allgemeine Bankrisiken führten die Genossenschaftsbanken im Jahr 2021 voraussichtlich 3,5 Milliarden Euro zu. Die bereits solide Eigenkapitalausstattung der Institute wurde durch diese Dotierung erneut gestärkt. Nach Steuern bleibt damit ein Jahresüberschuss von 1,9 Milliarden Euro beziehungsweise 0,17 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme.

Ausblick: Vielfältige Einschränkungen

Der Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ist von zahlreichen Einflussfaktoren – einige davon außerhalb des Finanzsektors – abhängig. Die Entwicklung des Ukraine-Kriegs und die nach wie vor vorhandenen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie – etwa steigende Rohstoffpreise vor allem im Energiebereich und Lieferschwierigkeiten – können einen bestimmenden Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung in Europa haben. Des Weiteren setzt sich der Trend zur Digitalisierung fort. Fortschritte in der Digitalisierung, die Weiterentwicklung der Geschäftsmodelle sowie die Hebung von Effizienz- und Kostensenkungspotenzialen werden auch künftig wichtige Aufgaben der Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe bleiben.