Personalbericht und Nachhaltigkeit

Personalbericht

Das Personalmanagement in den Genossenschaftsbanken war im Jahr 2020 zu einem großen Teil geprägt von den vielfältigen Herausforderungen der COVID-19-Pandemie. Vieles musste kurzfristig neu gedacht und flexibler geregelt werden, um den Mitarbeitenden die Ausübung ihrer Tätigkeit auch unter Corona-Bedingungen sicher zu ermöglichen. Das Arbeitsleben befand sich zwar schon vor der Pandemie in einem Veränderungsprozess, dennoch wurden durch die Pandemie viele Entwicklungen beschleunigt. So haben die Banken die Möglichkeit des ortsunabhängigen mobilen Arbeitens stark ausgebaut und auch – tariflich gestützt – flexiblere Regelungen zur Arbeitszeit gefunden, die zum Beispiel Eltern bei geschlossenen Kindertagesstätten und Schulen das Homeschooling ermöglichen. Einzelne Institute nutzten zeitweise das Instrument der Kurzarbeit, insbesondere in den Zeiten, wo Geschäftsstellen nicht geöffnet werden konnten.

Eine besondere Situation ergab sich auch für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitender und insbesondere der neuen Auszubildenden. Der direkte Kontakt in Präsenz wurde durch Maßnahmen wie Videotelefonie, digitale Recruitingevents und virtuelle Einführungstage ersetzt. Bei all diesen Veränderungen galt und gilt es, die Mitarbeitenden in die notwendigen Maßnahmen einzubeziehen und trotz des räumlich getrennten, virtuellen Arbeitens den Dialog mit und innerhalb der Belegschaft aufrecht zu erhalten, was auch besondere Ansprüche an die Führungskräfte stellt. Die Genossenschaftsbanken bewältigen diese Veränderungen erfolgreich mit großem Aufwand und Engagement.

Eine weitere Neuerung bezog sich auf die Ausbildung für Bankkaufleute. Am 1. August 2020 trat die neue Ausbildungsordnung (AO) für diesen Beruf in Kraft. Die Bankausbildung wird insgesamt digitaler, transparenter, kunden- und praxisorientierter: Zum einen werden weiterhin die erforderlichen bankfachlichen Kompetenzen wie Vermögensbildung, Vorsorge, Kreditgeschäft oder Bau- und Unternehmensfinanzierung vermittelt. Zum anderen rücken aber auch kommunikative Fähigkeiten wie die Beratungskompetenz in den Mittelpunkt, werden neue digitale Aspekte und Fähigkeiten in die Ausbildung integriert.

Mit über 22.700 Auszubildenden gehört der Beruf Bankkaufmann/-frau nach wie vor zu den wichtigsten Ausbildungsberufen insgesamt in Deutschland. Auch in den Genossenschaftsbanken behält die Bankausbildung als Einstiegsqualifikation ihren hohen Stellenwert, mit 6,5 Prozent liegt die Ausbildungsquote um 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert (siehe Grafik auf Seite 36).

Mit Blick auf den digitalen Wandel rücken zunehmend auch andere Berufsbilder in den Fokus der Personalplanung. Dazu zählen beispielsweise Kaufleute für Dialogmarketing und IT-Kaufleute sowie der Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau für E-Commerce. Neben der klassischen Ausbildung spielt auch das duale Studium eine wichtige Rolle: Etwa jeder achte Auszubildende verknüpft die betriebliche Ausbildung mit einem Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie.

Die Beliebtheit der Volksbanken und Raiffeisenbanken als Ausbildungsunternehmen und Arbeitgeber bestätigte zum 15. Mal in Folge das Gütesiegel „Attraktivste Arbeitgeber für Schüler 2020“ des trendence Instituts. Auch für Absolventen bleiben die Genossenschaftsbanken attraktive Arbeitgeber, was sich in einer nahezu konstanten Akademikerquote von 8,6 Prozent (siehe Grafik auf Seite 37) im Berichtsjahr widerspiegelt.

Die langjährige Betriebszugehörigkeit ist ein Indiz für die Loyalität und Verbundenheit der Mitarbeitenden mit ihrem Unternehmen. Bei den Genossenschaftsbanken waren zum Jahresende 2020 etwa 70 Prozent der Mitarbeitenden mehr als 10 Jahre im Betrieb beschäftigt und 35 Prozent sogar mehr als 25 Jahre (siehe Grafik auf Seite 35).

Der Personalumbau zeigt sich jedoch auch in der Zahl der Beschäftigten. Im Berichtsjahr sank die Zahl Mitarbeiter in der genossenschaftlichen FinanzGruppe leicht von 174.314 auf 172.334 (siehe Grafik auf Seite 34).

Zahl der Mitarbeiter*


* Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.

Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Ausbildungsquote*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Akademikerquote*

in Prozent


* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.

Nachhaltigkeitsbericht

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln. Eine der meistgebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes ist die Definition der Vereinten Nationen von 1987. In dieser heißt es sinngemäß: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende.“ Die so beschriebene Generationengerechtigkeit hängt maßgeblich davon ab, dass unser Wirtschaften auch sozialökonomischen und ökologischen Aspekten Rechnung trägt. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich ambitionierte Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) und zur Lösung der Klimakrise (Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad) gesetzt. Diese erfordern schnelles, konsequentes und aufeinander abgestimmtes Handeln aller Akteure auf allen Ebenen. Insbesondere die Finanzdienstleistungsbranche nimmt hier als Intermediär eine wichtige Mittler- und Gestaltungsrolle ein. Auch die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken fördert eine nachhaltige Entwicklung. Dies gilt sowohl in ökonomischer, sozialer als auch ökologischer Hinsicht.

Eigentümer: Gemeinsam mehr erreichen

Das Identitätsprinzip unterscheidet die Genossenschaft von allen anderen Unternehmensrechtsformen. Die Mitglieder einer Genossenschaft und somit auch aller Genossenschaftsbanken sind zugleich ihre Eigentümer und Kunden. Mehr als die Hälfte der Kunden haben sich dabei für eine Mitgliedschaft entschieden. Rund 18,4 Millionen Mitglieder von Genossenschaftsbanken gibt es deutschlandweit. Mit dem genossenschaftlichen Förderauftrag ist eine kooperative Zusammenarbeit festgelegt und die strategische Ausrichtung sowie ihre wirtschaftsethische Bestimmung definiert: Nach § 1 des Genossenschaftsgesetzes ist der Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg der Mitglieder ausgerichtet. Dieser wiederum hängt auch davon ab, dass Nachhaltigkeitsrisiken vermieden und -chancen ergriffen werden. Aus den genossenschaftlichen Prinzipien Partnerschaftlichkeit, Selbstverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe ergibt sich der Auftrag der Genossenschaften und Genossenschaftsbanken, ihre Mitglieder bei nachhaltigen Transformationsprozessen zu unterstützen.

Die genossenschaftliche Meinungsbildung mit der jährlichen General- oder Vertreterversammlung und den Aufsichtsräten der einzelnen Genossenschaftsbanken, die überwiegend aus regionalen Unternehmern und Persönlichkeiten bestehen, sichert auch die regionale Kontrolle der einzelnen Bank. Sie bietet demokratische Teilhabemöglichkeiten und fördert den gesellschaftlichen Dialog zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen. Zugleich lernen die Kreditgenossenschaften als Kooperationspartner von ihren genossenschaftlichen Organen und nehmen unternehmerische Innovationen und sich ändernde Bedürfnisse – auch mit Blick auf aktuelle Nachhaltigkeitsherausforderungen – auf, um ihr Geschäftsmodell marktkonform und betriebswirtschaftlich effizient für die Zukunft auszurichten.

Regionale Verantwortung

Mit ihrem Förderauftrag richten Genossenschaftsbanken ihren Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg ihrer Mitglieder und Kunden aus. Eine verantwortungsvolle Geschäftspolitik mit einer stark ausgeprägten Gemeinwohlorientierung ist somit integraler Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Seit über 170 Jahren unterstützen, fördern und betreuen sie die Menschen und Unternehmen vor Ort mit Finanzdienstleistungen und erfüllen ihre dienende Rolle für die Realwirtschaft durch eine verantwortungsvolle Kreditvergabe. Sie handeln und wirtschaften nach der Prämisse der Gegenseitigkeit: Jede Genossenschaftsbank gehört ihren Mitgliedern, die von der Stärke und Solidarität einer leistungsfähigen Gemeinschaft profitieren. Kreditgenossenschaften handeln nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Sie geben ihre wirtschaftlichen Erfolge an die Region zurück, in der sie tätig sind. Sie gestalten die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung vor Ort aktiv mit. Sie bauen ihre genossenschaftliche Netzwerkstruktur durch Spenden, Sponsorings und das persönliche ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter aus. Mit dem Förderauftrag ist gleichzeitig der nachhaltige Wertschöpfungsprozess als Kern ihres täglichen Geschäfts definiert. Aus der Verzahnung von Wirtschaftlichkeit und unternehmerischer Verantwortung wächst ihre regionale Stärke, die sie in einem dynamischen Prozess kontinuierlich ausbauen.

Die genossenschaftlichen Stärken der Kundennähe und Regionalität sind in herausfordernden Zeiten der digitalen Transformation und des gesellschaftlichen Wandels gefragt. Im Dialog und zum Nutzen ihrer Mitglieder entwickeln die Genossenschaftsbanken ihr wertefundiertes Geschäftsmodell zukunftsorientiert weiter.

Systematische Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren in das Management der Genossenschaftsbanken

Nicht nur aus regulatorischen Gründen geht die Entwicklung dahin, dass die Mitgliedsinstitute der genossenschaftlichen FinanzGruppe Nachhaltigkeitsfaktoren noch stärker in ihre Managementprozesse integrieren. So stehen nicht nur mögliche Nachhaltigkeitsrisiken mit möglicher Auswirkung auf die Ertragslage im Fokus, sondern auch Nachhaltigkeitsauswirkungen, die vom eigenen Geschäftsbetrieb und dem Investitionsverhalten der Bank ausgehen. Diese komplexe Thematik erfordert große Transformationsanstrengungen aufseiten der Banken. Der BVR und die Verbundunternehmen stellen den Genossenschaftsbanken verstärkt Unterstützungsleistungen dafür bereit. So startete etwa im Dezember 2019 ein verbundübergreifendes Projekt zu diesem Thema, das im November 2020 ein Impulspapier zur Integration aktueller Nachhaltigkeitsaspekte in Gesamtbanksteuerung und Risikomanagement und im Januar 2021 einen Leitfaden mit dem Titel „Nachhaltig wirtschaften – Analysen, Positionen, Strategien für Genossenschaftsbanken“ veröffentlichte, der Genossenschaftsbanken im systematischen Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements unterstützen soll. Dort wirbt der BVR explizit für eine proaktive Positionierung der Banken beim Thema Nachhaltigkeit und eine Verpflichtung zur Einhaltung der globalen Nachhaltigkeitsziele (UN Sustainable Development Goals, SDGs). In Ergänzung hierzu hat der BVR im Januar 2021 eine Unterstützererklärung (sogenannte Stakeholder Endorsement) zu den UN-Grundsätzen für verantwortliches Banking (UN Principles for Responsible Banking, PRB) abgegeben, um diese Positionierung zu unterstreichen.

Genossenschaftsbanken nutzen Marktchancen durch Anbieten von Nachhaltigkeitsprodukten

In der genossenschaftlichen FinanzGruppe etabliert sich ein wachsendes Angebot an Nachhaltigkeitsprodukten, das von den Genossenschaftsbanken vertrieben wird. Neben nachhaltigen Wertpapierprodukten (etwa die Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment oder der GLS Gemeinschaftsbank eG) sind auch Kreditprodukte (etwa die Nachhaltigkeitsdarlehen der Münchener Hypothekenbank eG) verfügbar.

Gesellschaftliches Engagement

Der BVR ermittelt unter allen Mitgliedsinstituten Jahr für Jahr die bundesweiten Engagementzahlen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Dadurch wird der enorm breite und vielseitige Einsatz in den Regionen zu einer bundesweiten Größe und die besondere Leistung der Genossenschaftsbanken wird für die Gesellschaft konkret erfahrbar (Engagementberichte der Volksbanken und Raiffeisenbanken). Auch die Unternehmen der DZ BANK Gruppe haben verschiedene Produkte, Konzepte und Prozesse etabliert, die ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien folgen.

Die jüngsten Zahlen für das Jahr 2020 zeigen: Auch in dem von vielen Schwierigkeiten, Unwägbarkeiten und sozialen Einschränkungen geprägten Jahr 2020 unterstützte die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken gesellschaftliche Anliegen und Initiativen in einem verlässlich hohen Maß. Insgesamt 154 Millionen Euro ließen die Kreditgenossenschaften und ihre Spezialinstitute den Menschen in Deutschland an finanziellen Zuwendungen zukommen. 108 Millionen Euro wurden durch Volksbanken, Raiffeisenbanken und andere Genossenschaftsbanken gespendet. 33 Millionen Euro kamen durch Sponsoring den Menschen vor Ort zugute, 13 Millionen Euro durch Stiftungserträge. Diese positive Entwicklung des Engagements – nicht nur im Jahr 2020, sondern auch in den Jahren davor – geht einher mit den guten Geschäftszahlen der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dies zeigt: Letztere erfüllen keinen Selbstzweck, sondern münden auch direkt in einen größeren Einsatz für die Belange vor Ort.

350 Millionen Euro beträgt überdies das Stiftungsvolumen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken zum 31. Dezember 2020. Seit Jahren wächst dieser Betrag stetig. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 lag dieser Wert noch bei 140 Millionen Euro. Analog zur nachhaltigen und auf Langfristigkeit setzenden Geschäftsphilosophie der 814 Genossenschaftsbanken stellt der Einsatz für das Stiftungswesen eine sehr dauerhafte Förderung regionaler Anliegen dar.