Prognosebericht

Gesamt- und Kreditwirtschaft

Das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in Deutschland steht im Jahr 2021 weiterhin im Zeichen der COVID-19-Pandemie. Die konjunkturelle Entwicklung zeigte sich zudem gespalten. Gemäß dem Frühjahrsgutachten der an der Gemeinschaftsdiagnose teilnehmenden Wirtschaftsforschungsinstitute schritt in der deutschen Industrie die Erholung vom Einbruch des ersten Halbjahres 2020 voran. Wachstumsimpulse erhielt die Industriekonjunktur vor allem durch ein anziehendes Auslandsgeschäft. Demgegenüber ließen die Aktivitäten in den konsumnahen Dienstleistungsbereichen angesichts der zweiten Pandemiewelle und der ab November 2020 wieder verstärkten Infektionsschutzmaßnahmen erneut deutlich nach.

Nach Ansicht der Wirtschaftsforscher zeichnet sich Mitte April 2021 wegen des Infektionsgeschehens ab, dass die im März erfolgten Lockerungen von Infektionsschutzmaßnahmen zunächst weitreichend zurückgenommen würden. Erst nach Ende des zweiten Quartals und einer hohen Impfquote ist mit flächendeckenden Lockerungen zu rechnen, die die Grundlage für einen breit angelegten Aufschwung schaffen. Eine Rücknahme aller Beschränkungen sei bis zum Ende des dritten Quartals zu erwarten, da die Impfquote dann voraussichtlich hoch genug sein sollte.

Im Zuge des pandemiebedingt zeitlich nach hinten verschobenen Aufschwungs haben die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumseinschätzung 2021 für Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Während sie im Rahmen ihres Herbstgutachtens 2020 noch einen Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,7 Prozent prognostizierten, gehen sie im Frühjahrsgutachten 2021 von einem BIP-Zuwachs um 3,7 Prozent aus.

Bezüglich der hiesigen Arbeitsmarktentwicklung erwarten die Wirtschaftsforscher in ihrem Frühjahrsgutachten eine Erholung, die im Jahresdurchschnitt 2021 zu einer um 26.000 Menschen höheren Erwerbstätigenzahl führen dürfte. Die Verbraucherpreise werden dem Frühjahrsgutachten zufolge 2021 um 2,4 Prozent steigen, befördert durch mehrere Sondereffekte, die jedoch 2022 abklingen werden. Für den öffentlichen Gesamthaushalt wird 2021 ein Defizit in Höhe von 159 Milliarden Euro prognostiziert.

Die Zinsen im Euroraum sind weiterhin ausgesprochen niedrig und dürften nur sehr langsam zu steigen beginnen. So geht die EZB davon aus, dass die Leitzinsen bis zu einer nachhaltigen Annäherung der Inflationsaussichten an das Zentralbankziel von nahe, aber unter 2,0 Prozent auf dem jetzigen oder einem noch niedrigeren Niveau bleiben werden. Darüber hinaus kauft das Eurosystem Wertpapiere weiterhin in erheblichem Umfang an. Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme – APP) sollen bis kurz vor einer Erhöhung der Leitzinsen zusätzliche Wertpapiere erworben werden. Die Nettokäufe im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms (Pandemic Emergency Purchase Programme – PEPP) laufen bis mindestens März 2022. Bereits zu Beginn dieses Jahres hat die EZB mit einer Ausweitung des Wertpapiererwerbs auf steigende Kapitalmarktzinsen reagiert.

Die für die Gesamtwirtschaft prognostizierten Effekte wirken sich auch auf die Kreditwirtschaft aus, deren Ausblick für das Geschäftsjahr 2021 im Vergleich zu den Vorjahren somit von weiteren Faktoren abhängig ist. Die Entwicklung der COVID-19-Pandemie ist maßgeblich für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Zunächst ist durch die Rezession des Jahres 2020 und die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht mit steigenden Insolvenzzahlen ab dem zweiten Quartal 2021 zu rechnen, die sich im höheren Risikovorsorgeaufwand widerspiegeln werden. Daneben setzt sich der Trend zur Digitalisierung ungebrochen fort. Im wahrscheinlichsten Szenario führen verstärkte Impfungen und dadurch abflachende Infektionszahlen im Laufe der Jahre 2021 und 2022 zu einer spürbaren Belebung der Wirtschaft und somit insgesamt zu einer Stabilisierung der Ergebnisse der Kreditinstitute. Im Negativszenario setzt die wirtschaftliche Erholung später und weniger kräftig ein, was für 2021 mit einem weiteren spürbaren Ergebnisrückgang in der Kreditwirtschaft verbunden wäre.

Die flache Zinsstrukturkurve wird sich auch im Geschäftsjahr 2021 nicht wesentlich ändern, wenngleich sich aufgrund der als steigend prognostizierten Inflationsrate ein Spielraum für leichte Zinssteigerungen ergeben könnte. Im zinsinduzierten Geschäft sind keine wesentlichen Margenerhöhungen zu erwarten, sodass in diesem Umfeld bestenfalls kein Ergebnisrückgang eintreten sollte. Effizienzsteigerungsmaßnahmen werden vor diesem Hintergrund unverändert auf den Tagesordnungen zu sehen sein, sodass auch weitere Fusionen zu erwarten sind.

Die pandemiebedingte Reduzierung der persönlichen Kontakte zwischen Kunden und Beratern in der Bank führt weiterhin zu einer spürbaren Verlagerung auf digitale Kanäle. Durch die anhaltende Dauer dieser Verlagerung sind viele Kunden mit diesem Kanal besser damit vertraut, sodass sie auch nach einer kompletten Öffnung die Nutzung des Kanals beibehalten werden.

Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken

Der Finanzsektor steht weiterhin unter erheblichem Anpassungs- und Kostendruck, der einerseits durch die aufsichtsrechtliche Reformagenda und andererseits durch einen wettbewerbsinduzierten Strukturwandel bedingt ist. Die aufsichtsrechtlichen Maßnahmen, die seit der Finanzkrise ergriffen wurden, verfolgen unter anderem das Ziel, den Finanzsektor im Wesentlichen durch eine verbesserte Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung krisenresistenter zu gestalten sowie die Risiken der Geschäftstätigkeit von der öffentlichen Hand fernzuhalten. Daneben steht der Finanzsektor auch aufgrund neuer technologiegetriebener Wettbewerber vor der Aufgabe, bestehende Geschäftsmodelle zu hinterfragen und diese an den neuen Kundenbedarf anzupassen sowie die Effizienz durch die Digitalisierung von Geschäfts- und IT-Prozessen deutlich zu steigern. Daher wurde im Jahr 2020 ein Rahmen für die strategische Weiterentwicklung geschaffen. Unter dem Titel „Strategieagenda – genossenschaftlich Zukunft gestalten“ wird ein umfangreiches Handlungsprogramm in den kommenden Jahren weiter konkretisiert und umgesetzt. Ein wesentlicher Baustein dabei ist ein genossenschaftliches Ökosystem mit regionaler Prägung, in dessen Zentrum die selbstständigen und regional agierenden Genossenschaftsbanken stehen. Entsprechende Investitionen in diese Agenda dürften zunächst die Kostenseite der Branche belasten, bevor erwartete Profitabilitätssteigerungen realisiert werden können.

Angesichts der durch die COVID-19-Pandemie erneut ausgeweiteten expansiven Geldpolitik nahezu aller Notenbanken wird auch im Jahr 2021 das historisch niedrige Zinsniveau bestehen bleiben und die Bewältigung der skizzierten Aufgaben des Finanzsektors weiter erschweren. Mit einer Normalisierung auf der Zinsseite ist in den nächsten Jahren nicht zu rechnen. Der Zinsüberschuss wird sich im Geschäftsjahr 2021 aus heutiger Sicht trotz des wahrscheinlich weiterhin bestehenden Niedrigzinsumfelds, stabil bis leicht rückläufig entwickeln. Der Wachstumstrend im Kredit- und Einlagengeschäft wird sich weiter fortsetzen.

Für den Provisionsüberschuss erwartet die genossenschaftliche FinanzGruppe im Geschäftsjahr 2021 ein im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 unverändertes Ergebnis. Die wesentlichen Treiber der Ergebnisprognose sind der Zahlungsverkehr sowie das spürbare Wachstum der Assets under Management und die damit verbundenen Erträge. Negative Auswirkungen auf den Provi-sionsüberschuss können sich aus den Folgen der jüngsten Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs bezüglich des Änderungsmechanismus für die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ergeben. Die genauen Auswirkungen auf den Provisionsüberschuss und die Rückstellungsbildung sind gegenwärtig noch nicht exakt quantifizierbar. Eine Konkretisierung wird im Jahresverlauf 2021 erwartet. Die Institute werden das Urteil operativ im Kundengeschäft entsprechend berücksichtigen, um zukünftig die Vorgaben des Urteils im Geschäft mit Verbrauchern und Firmenkunden umzusetzen.

Das Handelsergebnis, das insbesondere auf das entsprechende Ergebnis im Geschäftssegment Zentralbank und Großkunden zurückgeht, wird stark sinken und hängt von der weiteren Kapitalmarktvolatilität ab. Positive Impulse dürften auch im Geschäftsjahr 2021 von dem kundengetriebenen Kapitalmarktgeschäft ausgehen, diese werden jedoch voraussichtlich durch den Wegfall von positiv wirkenden Sondereffekten des Geschäftsjahres überlagert.

Das Ergebnis aus Finanzanlagen wird im Geschäftsjahr 2021 bedingt durch den Wegfall positiv wirkender Sondereffekte des Geschäftsjahres 2020 als stark rückläufig erwartet und ist analog zum Handelsergebnis von der Kapitalmarktvolatilität abhängig.

Die Aufwendungen für Risikovorsorge werden im Geschäftsjahr 2021 angesichts der negativen Folgeeffekte der COVID-19-Pandemie für die Sektoren Unternehmen und private Haushalte auf einem im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 vergleichbaren Niveau liegen.

Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft wird im Geschäftsjahr 2021 stark steigend im Vergleich zum Geschäftsjahr erwartet. Neben der unterstellten positiven Beitragsentwicklung in den verschiedenen Geschäftsbereichen des Geschäftssegments Versicherung dürfte sich auch das Kapitalanlageergebnis äußerst positiv entwickeln.

Im Geschäftsjahr 2021 dürften die Verwaltungsaufwendungen im Vergleich zum Geschäftsjahr in der Tendenz konstant bleiben. Während sich die Personalaufwendungen aus heutiger Sicht leicht rückläufig zeigen, zeichnet sich bei den Sachaufwendungen weitgehend eine konstante Entwicklung vor dem Hintergrund der Investiti-onserfordernisse in die Digitalisierung ab.

Die Aufwand-Ertrags-Relation der genossenschaftlichen FinanzGruppe wird im Geschäftsjahr 2021 bedingt durch im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 leicht niedrigeren Ertragserwartungen bei stabilen Aufwendungen voraussichtlich geringfügig steigen. Besonderes Augenmerk wird nach wie vor auf das Kostenmanagement sowie das Wachstum im operativen Geschäft gelegt.