Personal
Wie auch im vorangegangenen Jahr wurde das berufliche und private Leben durch die COVID-19-Pandemie geprägt. Für das Personalmanagement der Genossenschaftsbanken bedeutete dies, weiterhin Möglichkeiten zur Bewältigung der dadurch entstehenden Probleme, insbesondere der Vereinbarkeit von beruflichen und weiteren Anforderungen, zu schaffen. Neben der Einhaltung der Homeoffice-Pflicht wurden vielfach Regelungen zur flexibleren Aufteilung der Arbeitszeit erweitert und professionalisiert, die zu Beginn der Pandemie kurzfristig eingerichtet wurden. Auch musste die Überprüfung von gesetzlichen Vorschriften – wie 3G-Regelungen – durch die Personalabteilungen geleistet werden.
Am Arbeitsplatz selbst – unabhängig, ob vor Ort oder zu Hause – hat die Nutzung digitaler Medien und die virtuelle Kommunikation weiter zugenommen. Die Anpassungsfähigkeit an den technologischen Fortschritt wurde so automatisch gestärkt. Auf der anderen Seite haben Führungskräfte und Mitarbeitende neue Möglichkeiten gefunden, den Dialog mit- und den Kontakt zueinander in wirkungsvoller Weise aufrechtzuerhalten. Das Personalmanagement war dabei in einer unterstützenden Rolle gefragt, um neue Wege der Kommunikation aufzuzeigen.
Die beschleunigte Anpassung in der genossenschaftlichen FinanzGruppe an den digitalen und gesellschaftlichen Wandel ist gegebenenfalls förderlich für die Arbeitgeberattraktivität der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Das Gütesiegel „Attraktivste Arbeitgeber für Schüler 2021“ wurde auch im vergangenen Jahr erneut durch das trendence Institut an die Volksbanken und Raiffeisenbanken als Arbeitgeber vergeben.
Die Genossenschaftsbanken sind sich ihrer wichtigen Rolle als Beschäftigungs- und Ausbildungsbetrieb in der Region bewusst. Die im Geschäftsjahr 2021 weiterhin gestiegene Ausbildungsquote von 6,6 Prozent (siehe Grafik auf Seite 38) zeigt, dass die berufliche Erstausbildung sowohl traditionell als auch zukünftig eine große Bedeutung für die Sicherung des Fachkräftebedarfs hat. Gleichwohl gilt es, dem Fachkräftemangel auch in der Bankbranche durch innovative Recruiting-Konzepte und die kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen stetig entgegenzuwirken.
Die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung werden zudem durch die vielfältigen Angebote der regionalen Verbände und Akademien zur Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter unterstützt. Dazu zählt auch das Angebot, einen dualen Studiengang zu absolvieren. Ein zusätzlicher Studienabschluss ist für viele Auszubildende attraktiv und wird von den Genossenschaftsbanken gefördert. Der Anteil der dual Studierenden liegt bei 10,5 Prozent. Auch bereits Studierte finden in den Genossenschaftsbanken attraktive Arbeitgeber. Die Akademikerquote liegt bei 8,7 Prozent und ist damit auf gleichem hohem Level wie im vergangenen Jahr (siehe Grafik auf Seite 39).
Ohne qualifizierte und motivierte Mitarbeiter wäre die nachhaltig positive Entwicklung eines Unternehmens nicht möglich. Ihre Kompetenz und Einsatzbereitschaft schaffen die Grundlage für langjährige Kundenbeziehungen. Loyalität und Verbundenheit der Mitarbeiter spiegeln sich unter anderem in der langjährigen Betriebszugehörigkeit wider. Die Grafik zur Betriebszugehörigkeit auf Seite 37 zeigt, dass etwa 70 Prozent der Mitarbeiter in den Genossenschaftsbanken seit über 10 Jahren tätig sind und nahezu jeder dritte Mitarbeiter mehr als 25 Jahre in „seinem“ Unternehmen beschäftigt ist.
Insgesamt sank die Zahl der Mitarbeitenden der genossenschaftlichen FinanzGruppe im Jahr 2021 weiter auf 170.614 (siehe Grafik auf Seite 36). Der Rückgang fiel mit 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr jedoch nicht so stark aus.
Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter*
* Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.
Dauer der Betriebszugehörigkeit der Mitarbeiter*
in Prozent
* Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.
Ausbildungsquote*
in Prozent
* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.
Akademikerquote*
in Prozent
* Genossenschaftsbanken und DZ BANK AG.
Nachhaltigkeit
Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein Leitbild für politisches, wirtschaftliches und ökologisches Handeln. Eine der meistgebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffes ist die Definition der Vereinten Nationen von 1987. In dieser heißt es sinngemäß: Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, ihre Bedürfnisse zu befriedigen als gegenwärtig lebende. Die so beschriebene Generationengerechtigkeit hängt maßgeblich davon ab, dass unser Wirtschaften auch sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten Rechnung trägt. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich ambitionierte Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) und zur Lösung der Klimakrise (Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad) gesetzt. Diese erfordern auf allen Ebenen ein schnelles, konsequentes und aufeinander abgestimmtes Handeln aller Akteure. Insbesondere die Finanzdienstleistungsbranche nimmt hier als Intermediär eine wichtige Mittler- und Gestaltungsrolle ein. Auch die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken fördert eine nachhaltige Entwicklung. Dies gilt sowohl in ökonomischer, sozialer als auch ökologischer Hinsicht.
Eigentümer: Gemeinsam mehr erreichen
Das Identitätsprinzip unterscheidet die Genossenschaft von allen anderen Unternehmensrechtsformen. Die Mitglieder einer Genossenschaft und somit auch aller Genossenschaftsbanken sind zugleich ihre Eigentümer und Kunden. Mehr als die Hälfte der Kunden haben sich dabei für eine Mitgliedschaft entschieden. Mit dem genossenschaftlichen Förderauftrag ist eine kooperative Zusammenarbeit festgelegt und die strategische Ausrichtung sowie ihre wirtschaftsethische Bestimmung definiert: Nach § 1 des Genossenschaftsgesetzes ist der Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg der Mitglieder ausgerichtet. Dieser wiederum hängt auch davon ab, dass Nachhaltigkeitsrisiken vermieden und -chancen ergriffen werden. Aus den genossenschaftlichen Prinzipien Partnerschaftlichkeit, Selbstverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe ergibt sich der Auftrag der Genossenschaften und Genossenschaftsbanken, ihre Mitglieder bei nachhaltigen Transformationsprozessen zu unterstützen.
Die genossenschaftliche Meinungsbildung mit der jährlichen General- oder Vertreterversammlung und den Aufsichtsräten der einzelnen Genossenschaftsbanken, die überwiegend aus regionalen Unternehmern und Persönlichkeiten bestehen, sichert auch die regionale Kontrolle der einzelnen Bank. Sie bietet demokratische Teilhabemöglichkeiten und fördert den gesellschaftlichen Dialog zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen. Zugleich lernen die Kreditgenossenschaften als Kooperationspartner von ihren genossenschaftlichen Organen und nehmen unternehmerische Innovationen und sich ändernde Bedürfnisse – auch mit Blick auf aktuelle Nachhaltigkeitsherausforderungen – auf, um ihr Geschäftsmodell marktkonform und betriebswirtschaftlich effizient für die Zukunft auszurichten.
Regionale Verantwortung
Mit ihrem Förderauftrag richten Genossenschaftsbanken ihren Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg ihrer Mitglieder und Kunden aus. Eine verantwortungsvolle Geschäftspolitik mit einer stark ausgeprägten Gemeinwohlorientierung ist somit integraler Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie. Seit über 170 Jahren unterstützen, fördern und betreuen sie die Menschen und Unternehmen vor Ort mit Finanzdienstleistungen und erfüllen ihre dienende Rolle für die Realwirtschaft durch eine verantwortungsvolle Kreditvergabe. Sie handeln und wirtschaften nach der Prämisse der Gegenseitigkeit: Jede Genossenschaftsbank gehört ihren Mitgliedern, die von der Stärke und Solidarität einer leistungsfähigen Gemeinschaft profitieren. Kreditgenossenschaften handeln nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Sie geben ihre wirtschaftlichen Erfolge an die Region zurück, in der sie tätig sind. Sie gestalten die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung vor Ort aktiv mit. Sie bauen ihre genossenschaftliche Netzwerkstruktur durch Spenden, Sponsoring und das persönliche ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter aus. Mit dem Förderauftrag ist gleichzeitig der nachhaltige Wertschöpfungsprozess als Kern ihres täglichen Geschäfts definiert. Aus der Verzahnung von Wirtschaftlichkeit und unternehmerischer Verantwortung wächst ihre regionale Stärke, die sie in einem dynamischen Prozess kontinuierlich ausbauen.
Die genossenschaftlichen Stärken der Kundennähe und Regionalität sind in den schwierigen Zeiten der digitalen Transformation und des gesellschaftlichen Wandels gefragt. Im Dialog und zum Nutzen ihrer Mitglieder entwickeln die Genossenschaftsbanken ihr wertefundiertes Geschäftsmodell zukunftsorientiert weiter.
Systematische Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren in das Management
Nicht nur aus regulatorischen Gründen geht die Entwicklung dahin, dass die Mitgliedsinstitute der genossenschaftlichen FinanzGruppe Nachhaltigkeitsfaktoren noch stärker in ihre Managementprozesse integrieren. So stehen nicht nur mögliche Nachhaltigkeitsrisiken mit möglicher Auswirkung auf die Ertragslage im Fokus, sondern auch Nachhaltigkeitsauswirkungen, die vom eigenen Geschäftsbetrieb und dem Investitionsverhalten der Bank ausgehen. Diese komplexe Thematik erfordert große Transformationsanstrengungen aufseiten der Banken. Der BVR und die Verbundunternehmen stellen den Genossenschaftsbanken verstärkt Unterstützungsleistungen dafür bereit. So startete etwa im Dezember 2019 ein verbundübergreifendes Projekt zu diesem Thema, das im November 2020 ein Impulspapier zur Integration aktueller Nachhaltigkeitsaspekte in Gesamtbanksteuerung und Risikomanagement und im Januar 2021 einen Leitfaden mit dem Titel „Nachhaltig wirtschaften. Analysen, Positionen, Strategien für Genossenschaftsbanken“ veröffentlichte, der Genossenschaftsbanken im systematischen Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements unterstützen soll. Dort wirbt der BVR explizit für eine proaktive Positionierung der Banken beim Thema Nachhaltigkeit und eine Verpflichtung zur Einhaltung der globalen Nachhaltigkeitsziele (UN Sustainable Development Goals, SDGs). Ergänzend hierzu hat der BVR im Januar 2021 eine Unterstützererklärung (sogenannte Stakeholder Endorsement) zu den UN-Grundsätzen für verantwortliches Banking (UN Principles for Responsible Banking, PRB) abgegeben, um diese Positionierung zu unterstreichen. Darauf aufbauend gab es eine Reihe von Projektaktivitäten bezüglich der Unterstützung von Genossenschaftsbanken, beispielsweise die Entwicklung eines Nachhaltigkeitsportals für Genossenschaftsbanken sowie konzertierte Baumpflanzaktionen im Rahmen der Klima-Initiative „Morgen kann kommen“.
Marktchancen nutzen: Angebot von Nachhaltigkeitsprodukten wächst
In der genossenschaftlichen FinanzGruppe etabliert sich ein wachsendes Angebot an Nachhaltigkeitsprodukten, das von den Genossenschaftsbanken vertrieben wird. Neben nachhaltigen Wertpapierprodukten (etwa die Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment oder der GLS Gemeinschaftsbank eG) sind auch Kreditprodukte (etwa die Nachhaltigkeitsdarlehen der Münchener Hypothekenbank eG) verfügbar. Im Mai 2021 hat der BVR für die Banken in dem zentralen Beratungsprozess, der Genossenschaftlichen Beratung, die Möglichkeit zur systemseitig unterstützten Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen in der Anlageberatung geschaffen, die die Banken institutsindividuell einsetzen können. Parallel wurde das Sortiment der Verbundpartner an nachhaltigen Produkten ausgeweitet, beispielsweise um sogenannte wirkungsorientierte Investmentfonds (UniZukunft Klima A) oder Zertifikate auf nachhaltige Basiswerte der DZ BANK AG. Derzeit wird die Umsetzung der weitergehenden regulatorischen Anforderungen aus MiFID II zum 2. August 2022 vorbereitet.
Gesellschaftliches Engagement
Der BVR ermittelt unter allen Mitgliedsinstituten Jahr für Jahr die bundesweiten Engagementzahlen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Dadurch wird der enorm breite und vielseitige Einsatz in den Regionen zu einer bundesweiten Größe und die besondere Leistung der Genossenschaftsbanken wird für die Gesellschaft konkret erfahrbar (Engagementberichte der Volksbanken und Raiffeisenbanken). Auch die Unternehmen der DZ BANK Gruppe haben verschiedene Produkte, Konzepte und Prozesse etabliert, die ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien folgen. Einzelheiten hierzu werden im Nachhaltigkeitsbericht der DZ BANK Gruppe dargestellt.
Die jüngsten Zahlen für das Jahr 2021 zeigen: Auch in dem von vielen Schwierigkeiten, Unwägbarkeiten und sozialen Einschränkungen geprägten Jahr 2021 unterstützte die Genossenschaftliche FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken gesellschaftliche Anliegen und Initiativen in einem verlässlich hohen Maß. Insgesamt 157 Millionen Euro ließen die Kreditgenossenschaften und ihre Spezialinstitute den Menschen in Deutschland an finanziellen Zuwendungen zukommen. Rund 111 Millionen Euro wurden durch Volksbanken, Raiffeisenbanken und andere Genossenschaftsbanken gespendet. Davon kamen 32 Millionen Euro durch Sponsoring den Menschen vor Ort zugute, rund 14 Millionen Euro durch Stiftungserträge. Diese positive Entwicklung des Engagements, nicht nur im Jahr 2021, sondern auch in den Jahren davor, geht einher mit den guten Geschäftszahlen der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dies zeigt: Letztere erfüllen keinen Selbstzweck, sondern münden auch direkt in einen größeren Einsatz für die Belange vor Ort.
352 Millionen Euro beträgt überdies das Stiftungsvolumen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken zum 31. Dezember 2021. Seit Jahren wächst dieser Betrag stetig. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 lag dieser Wert noch bei 183 Millionen Euro. Analog zur nachhaltigen und auf Langfristigkeit setzenden Geschäftsphilosophie der 771 Genossenschaftsbanken stellt der Einsatz für das Stiftungswesen eine sehr dauerhafte Förderung regionaler Anliegen dar.