Eine der meistgebrauchten Definitionen des Nachhaltigkeitsbegriffs ist die Definition der Vereinten Nationen. Diese stammt bereits aus dem Jahr 1987 und ist nach wie vor überzeugend. Sinngemäß lautet sie: Nachhaltigkeit bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden. Die so beschriebene Generationengerechtigkeit umfasst ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich daher ambitionierte Ziele für mehr Nachhaltigkeit und insbesondere auch Klimaneutralität gesetzt. Diese erfordern auf allen Ebenen ein schnelles, konsequentes und aufeinander abgestimmtes Handeln aller Akteure. Insbesondere die Finanzdienstleistungsbranche nimmt hier als Intermediär eine wichtige Rolle ein.
Strategie
Die genossenschaftliche FinanzGruppe stellt sich ihrer Verantwortung, den Wandel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft mitzugestalten, und hat sich im Rahmen des Nachhaltigkeitsleitbildes zum Ziel gesetzt, ihren Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele zu leisten. Dabei folgt die genossenschaftliche FinanzGruppe ihrer Strategie: Nachhaltig wirtschaften für Menschen, Umwelt und Regionen. Die Kraft der genossenschaftlichen FinanzGruppe basiert auf gemeinsamen genossenschaftlichen Werten sowie einer Kultur der Offenheit und der Transparenz.
Mit ihrem Förderauftrag richten Genossenschaftsbanken ihren Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg ihrer Mitglieder und Kunden aus. Seit über 170 Jahren unterstützen, fördern und betreuen sie die Menschen und Unternehmen vor Ort mit Finanzdienstleistungen und erfüllen ihre Rolle als Finanzdienstleister für die Realwirtschaft durch eine grundsätzlich verantwortungsvolle Kreditvergabe. Sie handeln und wirtschaften nach der Prämisse der Gegenseitigkeit: Jede Genossenschaftsbank gehört ihren Mitgliedern, die von der Stärke und Solidarität einer leistungsfähigen Gemeinschaft profitieren. Kreditgenossenschaften geben ihre wirtschaftlichen Erfolge in vielfältiger Weise an die Region zurück, in der sie ansässig sind. Sie gestalten beispielsweise die wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung vor Ort aktiv mit. Sie bauen ihre genossenschaftliche Netzwerkstruktur durch Spenden, Sponsoring und das persönliche ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter aus. Mit dem Förderauftrag ist gleichzeitig der nachhaltige Wertschöpfungsprozess als Kern ihres täglichen Geschäfts definiert. Im Dialog mit ihren Mitgliedern und zu deren Nutzen haben die Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe unverändert das Ziel, ihr wertefundiertes Geschäftsmodell zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
Die Umsetzung der Nachhaltigkeits-anforderungen erfordert ein effektives Zusammenwirken der Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe, der Verbände und weiteren genossenschaftlichen Partnerunternehmen, ihren Dienstleistern und Spezialisten. Aus diesem Grund haben sich der BVR und seine Verbundpartner im Rahmen des Nachhaltigkeitsleitbildes für die genossenschaftliche FinanzGruppe bereits 2020 dazu verpflichtet, ihren Beitrag zur Unterstützung globaler Nachhaltigkeitsziele zu verstärken.
Ende 2023 hat der Verbandsrat des BVR, in dem die oben genannten Stakeholder der genossenschaftlichen FinanzGruppe vertreten sind, konkrete Ambitionsniveaus in den Dimensionen Environmental, Social und Governance (ESG) zur Umsetzung empfohlen:
- Environment: Klimaneutralität (net zero) im Betrieb bis 2045 erreichen;
- Social: Beibehaltung des bisherigen Engagementvolumens in der Region als Untergrenze;
- Governance: Mitgliederquote von langfristig 75 Prozent anstreben.
Nachgeordnete Kennzahlen sind weiterhin in der Diskussion.
Regeln und Strukturen
Um die Arbeiten im Verbund besser koordinieren zu können, existiert im BVR seit 2022 das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit. Zu dessen Aufgaben gehört insbesondere die strategische Koordination des Querschnittsthemas Nachhaltigkeit, die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie, die Umsetzung des Nachhaltigkeitsleitbildes sowie die Federführung der nachhaltigkeitsbezogenen Interessenvertretung und die Betreuung der Nachhaltigkeitsgremien.
Darauf aufbauend wurde eine Reihe von Projekten zur Unterstützung umgesetzt, beispielsweise die Entwicklung eines webbasierten Nachhaltigkeitsportals, das der BVR gemeinsam mit Verbundpartnern und Verbänden bereitstellt und das inzwischen von rund 580 Instituten genutzt wird. In diesem finden die Institute neben dem sogenannten NachhaltigkeitsCockpit als systematischem Self-Assessment-Tool auch zahlreiche Verbundangebote zum Thema Nachhaltigkeit wie Produktlösungen mit Nachhaltigkeitsaspekten, Schulungsangebote und Best-Practice-Umsetzungsbeispiele von Instituten.
Nicht nur aus regulatorischen Gründen geht nach unseren Eindrücken aus dem laufenden Erfahrungsaustausch mit den Genossenschaftsbanken die Entwicklung dahin, dass die Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe Nachhaltigkeitsfaktoren noch stärker in ihre Managementprozesse integrieren. So stehen nicht nur mögliche Nachhaltigkeitsrisiken, die sich auf die Ertragslage auswirken könnten, im Fokus, sondern auch solche, die vom eigenen Geschäftsbetrieb und dem Investitionsverhalten der Institute ausgehen. Diese komplexe Thematik erfordert große Transformationsanstrengungen aufseiten der Institute. Der BVR und die Verbundunternehmen stellen den Genossenschaftsbanken hierfür Unterstützungsleistungen bereit.
Ein Schwerpunkt der Aktivitäten des BVR war 2024 die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten ins Kerngeschäft der Institute. Hierzu wurde beispielsweise das „Rahmenwerk für nachhaltige Finanzlösungen“ entwickelt. Es richtet sich insbesondere an den Kundenkreis der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Bei der Erfüllung von regulatorischen Anforderungen liegt ein Fokus auf der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in die Banksteuerung.
Grundsätzlich ist in Bezug auf Nachhaltigkeit festzustellen, dass sich in der genossenschaftlichen FinanzGruppe ein umfangreiches Angebot an Nachhaltigkeitsprodukten etabliert, das von den Genossenschaftsbanken vertrieben wird. Auch die Unternehmen des DZ BANK Konzerns haben verschiedene Produkte, Konzepte und Prozesse etabliert, die ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien folgen. Einzelheiten hierzu werden im Nachhaltigkeitsbericht des DZ BANK Konzerns dargestellt.
Ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit
Bereits seit mehreren Jahren gibt es die Klima-Initiative „Morgen kann kommen“ der genossenschaftlichen FinanzGruppe; diese verfolgt zwei Ziele: Einerseits sollen die vielen lokalen Projekte der Mitgliedsinstitute im Bereich Klimaschutz kommunikativ unter einem Dach gebündelt werden. Andererseits fördern die Genossenschaftsbanken jedes Jahr zahlreiche gemeinnützige Projekte in ihren Regionen und wollen dabei den Anteil an ökologischen Projekten erhöhen.
Die beiden bundesweit initiierten Projekte in Partnerschaft mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) werden sehr gut angenommen: Im Rahmen des Baumpflanzprojekts „Wurzeln“ und lokaler Baumpflanzprojekte wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als 1,2 Millionen Baumsetzlinge von der genossenschaftlichen FinanzGruppe finanziert. Das im Juni 2023 gestartete Klimabildungsprojekt „Wir und der Wald“ wurde bis Februar 2025 von Genossenschaftsbanken bereits für rund 960 Grundschulklassen finanziert.
Insgesamt haben sich um die 280 Institute an lokalen Klimaprojekten beteiligt. Das Engagement wird auf der Website https://klima-initiative.vr.de/ veröffentlicht.
Gesellschaftliches Engagement
Der BVR ermittelt unter allen Mitgliedsinstituten Jahr für Jahr die bundesweiten Informationen zum gesellschaftlichen Engagement der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Dadurch wird der enorm breite und vielseitige Einsatz in den Regionen zu einer bundesweiten Größe und die besondere Leistung der genossenschaftlichen FinanzGruppe wird für die Gesellschaft konkret erfahrbar (Engagementberichte und Engagementportal der Genossenschaftsbanken www.vielefuerviele.de).
Die genossenschaftliche FinanzGruppe kam gemäß einer internen Umfrage auch im abgelaufenen Geschäftsjahr ihrer Rolle als Förderer der Regionen auf sehr vielseitige Art nach. Insgesamt 176 Millionen Euro ließen die Institute der genossenschaftlichen FinanzGruppe demnach den Menschen in Deutschland an finanziellen Zuwendungen zukommen. Rund 112 Millionen Euro davon wurden gespendet. 49 Millionen Euro kamen durch Sponsoring den Menschen vor Ort zugute, 15 Millionen Euro durch Stiftungserträge. Gut 16 Millionen Euro ließen die Institute zusätzlich den Menschen und Institutionen vor Ort an geldwerten Leistungen – wie Sachspenden oder kostenlose Serviceleistungen – zukommen.
391 Millionen Euro beträgt überdies das Stiftungsvolumen der genossenschaftlichen FinanzGruppe zum 31. Dezember 2024. Seit Jahren wächst dieser Betrag stetig. Passend zur nachhaltigen und auf Langfristigkeit setzenden Geschäftsphilosophie der genossenschaftlichen FinanzGruppe stellt der Einsatz für das Stiftungswesen eine sehr dauerhafte Förderung regionaler Anliegen dar.
Ein besonderes Anliegen ist der genossenschaftlichen FinanzGruppe auch die Förderung der finanziellen Bildung und ein Bewusstsein für nachhaltiges Handeln zu erhöhen – sowohl bei ihren Mitarbeitenden als auch bei ihren Kunden und in der Gesellschaft insgesamt.
Grundsätze guter Unternehmensführung
Das Identitätsprinzip unterscheidet die Genossenschaft von allen anderen Unternehmensrechtsformen. Die Mitglieder einer Genossenschaft und somit auch aller Genossenschaftsbanken sind zugleich ihre Eigentümer und Kunden.
Mit dem genossenschaftlichen Förderauftrag ist sowohl eine kooperative Zusammenarbeit festgelegt als auch die strategische Ausrichtung sowie ihre wirtschaftsethische Bestimmung definiert: Nach § 1 des Genossenschaftsgesetzes ist der Unternehmenszweck auf den langfristigen Erfolg der Mitglieder ausgerichtet. Dieser wiederum hängt auch davon ab, dass Nachhaltigkeitsrisiken vermieden und -chancen ergriffen werden. Aus den genossenschaftlichen Prinzipien Partnerschaftlichkeit, Selbstverantwortung, Hilfe zur Selbsthilfe ergibt sich der Auftrag der Genossenschaften und Genossenschaftsbanken, ihre Mitglieder bei nachhaltigen Transformationsprozessen zu unterstützen.
Die genossenschaftliche Meinungsbildung mit der jährlichen General- oder Vertreterversammlung und den Aufsichtsräten der einzelnen Genossenschaftsbanken, die überwiegend aus regionalen Unternehmern und Persönlichkeiten bestehen, sichert auch die regionale Kontrolle der einzelnen Bank. Sie bietet demokratische Teilhabemöglichkeiten und soll den gesellschaftlichen Dialog zu wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fragestellungen, insbesondere auch mit Blick auf aktuelle Nachhaltigkeitsherausforderungen fördern.