Prognosebericht
Gesamt- und Kreditwirtschaft
Im Frühjahr 2025 haben sich die innen- und außenpolitischen Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft stark verändert. Zudem belastet die unberechenbare Handelspolitik der USA die hiesige Konjunktur merklich. Darüber hinaus hat sich die Sicherheitslage in Europa unter der neuen US-Regierung verschlechtert. Hoffnungsvoll stimmt allerdings, dass einer neuen Bundesregierung voraussichtlich erweiterte Verschuldungsspielräume zur Verfügung stehen, um auf diese Herausforderungen reagieren zu können. So haben Bundestag und Bundesrat Grundgesetzänderungen beschlossen, die es Bund und Ländern erlauben, künftig mehr für Verteidigung, andere sicherheitspolitische Belange, Klimaschutz und Infrastruktur auszugeben.
Vor allem wegen der US-Zollpolitik dürfte sich die gesamtwirtschaftliche Erholung zunächst weiter verzögern. Die an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligten Wirtschaftsforschungsinstitute haben daher ihre Wachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2025 deutlich nach unten korrigiert. Gingen die Wirtschaftsforscher in ihrem letzten Herbstgutachten noch von einem Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent aus, so prognostizieren sie in ihrem aktuellen Frühjahrsgutachten im Wesentlichen nur noch eine Stagnation der realen Wirtschaftsleistung (+0,1 Prozent). Erst im weiteren Prognosezeitraum werden die voraussichtlich kräftig steigenden Staatsausgaben die Konjunktur beleben. Für 2026 rechnen die Forschungsinstitute mit einem preisbereinigten Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent.
Die Ausrüstungsinvestitionen dürften erst ab der zweiten Jahreshälfte 2025 wieder steigen, wenn die Strukturanpassungen im Verarbeitenden Gewerbe weniger dämpfen und auch das Auslandsgeschäft Tritt fasst. Bei den Bauinvestitionen scheint der Grundstein für eine Trendwende gelegt. Ihre Erholung dürfte aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Auch der private Konsum dürfte sich nur langsam beleben. Bei den Verbraucherpreisen erwarten die Forschungsinstitute für das kommende Jahr mit 2,1 Prozent einen etwas schwächeren Anstieg als in diesem Jahr (2,2 Prozent). Die Arbeitslosenquote soll ebenfalls leicht sinken: von 6,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 auf 6,2 Prozent im Jahr 2026.
Die meisten großen Zentralbanken haben 2024 begonnen, den Restriktionsgrad ihrer Geldpolitik durch Zinssenkungen zu verringern. Die EZB setzte ihre geldpolitische Lockerung auch Anfang 2025 fort. Auf ihrer Sitzung am 17. April 2025 wurde neben einer Leitzinssenkung auch festgehalten, dass der Disinflationsprozess auf gutem Weg ist und sich die Inflation im Einklang mit den Erwartungen der EZB-Mitarbeiter entwickelt. Es wird davon ausgegangen, dass das mittelfristige Inflationsziel von 2 Prozent erreicht wird. Gleichzeitig betonte der EZB-Rat die gestiegene Unsicherheit im jetzigen Marktumfeld und bekräftigte, sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad festlegen zu wollen. Künftige Entscheidungen sollen von Sitzung zu Sitzung datenbasiert auf der Grundlage einer Analyse der Inflationsaussichten, der zugrunde liegenden Inflationsdynamik und der Stärke der geldpolitischen Transmission getroffen werden.
Auch wenn sich der EZB-Rat nicht auf einen weiteren Zinspfad festlegen will, wurde bereits auf der Sitzung im März 2025 betont, dass die Geldpolitik im Euroraum inzwischen deutlich weniger restriktiv sei. Die bisherigen Zinssenkungen hätten die Kosten neuer Kredite für Unternehmen und Haushalte gesenkt, und das Kreditwachstum ziehe wieder an. Gleichzeitig wirken sich die Zinserhöhungen der Vergangenheit aufgrund der langen Wirkungsverzögerungen noch immer auf den Kreditbestand aus, und die Kreditvergabe bleibt insgesamt gedämpft. Nach der Zinssenkung im April wurde der Hinweis auf die restriktive Wirkung der Geldpolitik aus dem geldpolitischen Kommuniqué gestrichen. Zur Orientierung, ab wann die Geldpolitik nicht mehr restriktiv wirkt, verwenden Zentralbanken häufig Schätzungen für das neutrale Zinsniveau. In einer Veröffentlichung vom Februar 2025 schätzt die EZB dieses Niveau auf eine Bandbreite von 1,75 bis 2,25 Prozent. Ausgehend von dieser Schätzung ist das Zinssenkungspotenzial begrenzt, bevor die Geldpolitik im Euroraum wieder expansiv wirkt.
Die vorgenannten gesamtwirtschaftlichen Effekte beeinflussen in vielerlei Hinsicht auch unseren Ausblick für die Kreditwirtschaft. So erwartet der BVR, dass die Risikokosten im Kreditgeschäft aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten in Europa sowie den geopolitischen Risiken mindestens auf dem Niveau des Vorjahres liegen könnten. Die Resilienz vieler Unternehmer wird aufgrund der schwächeren konjunkturellen Entwicklung als stagnierend bis rückläufig eingeschätzt, was in Kombination mit den dauerhaft höheren Refinanzierungskosten ihren Kapitaldienst gefährden kann. Das Zinsergebnis der Kreditwirtschaft in Deutschland wird im Geschäftsjahr 2025 als stabil prognostiziert, da die Leitzinsen der EZB weiter sinken sollten sowie die Verzinsung der Passivseite im Jahr 2025 rückläufig erwartet wird. Das Wachstum im Kreditneugeschäft wird über dem Niveau des Vorjahres erwartet. Ein weiterer Rückgang der Immobilienpreise wird nicht erwartet und das Wachstum der durchschnittlichen Kapitaldienstfähigkeit insbesondere durch Tariferhöhungen ermöglicht, dass ein in Teilen neues Gleichgewicht gefunden wird.
Prognose der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken
Die hohen Risiken aus der geopolitischen und gesamtwirtschaftlichen Lage werden die Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2025 spürbar beeinflussen. Der Zinsüberschuss wird auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Der Provisionsüberschuss wird im Vergleich zum Geschäftsjahr 2024 gering wachsen. Beide Komponenten werden maßgeblich zum Ergebnis beitragen. Der wesentliche Anteil der Provisionen wird weiterhin aus dem Zahlungsverkehr und der Vermittlung von Anlageprodukten stammen.
Das Ergebnis aus Finanzanlagen wird im Geschäftsjahr 2025 aufgrund der erwarteten Wertaufholungen bei den Finanzanlagen erneut positiv ausfallen, jedoch deutlich geringer als im Vorjahr. Weiterhin rechnen wir nicht mit wesentlichen bonitätsbezogenen Risiken aus den Finanzanlagen. Vor dem Hintergrund der prolongierenden schwachen Konjunktur in Deutschland und der geopolitischen Risiken in der Welt werden die Aufwendungen für die Risikovorsorge im Geschäftsjahr 2025 zwar sinken, jedoch deutlich über dem Niveau der Vorjahre bleiben. Ursächlich hierfür sind die weiterhin erwarteten höheren Kreditausfälle im Kundengeschäft, insbesondere in der Kundengruppe Firmenkunden. Das Ergebnis aus dem Versicherungsgeschäft wird im Geschäftsjahr 2025 merklich fallen, insbesondere aufgrund spürbar höherer Aufwendungen im Versicherungsgeschäft. Die Verwaltungsaufwendungen werden im Geschäftsjahr 2025 aufgrund der tariflichen Lohnsteigerungen spürbar steigen.
Unter Berücksichtigung der oben genannten Faktoren wird das Ergebnis vor Steuern im Geschäftsjahr 2025 auf einem geringeren Niveau als im Geschäftsjahr 2024 erwartet.
Die regulatorischen Kapitalquoten werden im Jahr 2025 sinken, da das Wachstum im Kundenkreditgeschäft sowie die CRR III Umstellungseffekte zu höheren risikogewichteten Aktiva führen und dies voraussichtlich nicht aus der Gewinnthesaurierung vollständig kompensiert werden kann.